Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Der letzte Russenansturm 
gebracht. Die bei Lemberg in Aufstellung begriffene österreichische 
12. reit. SchD. unterstand noch der k.u. k. Heeresleitung. 
Gegen den Nordflügel der Südarmee (k. u. k. XXV. Korps) und den 
Südflügel des Abschnittes Zloczow (k. u. k. IX. Korps und deutsche 
197. ID.) mit zusammen fünf Frontdivisionen stellte die russische 
11. Armee 8 V2 Divisionen ins erste und 2 Divisionen in das zweite Tref¬ 
fen. Das I. Gardekorps und die 1. TransbaikalKosD. lagerten Ende Juni 
noch westlich von Tarnopol. Da mit Rücksicht auf die ausreichenden 
Reserven bei der k. u. k. 2. Armee die Überlegenheit der Russen nicht 
so bedeutend war, hoffte das Armeekommando, den feindlichen An¬ 
sturm erfolgreich abwehren zu können. 
Auch für den Fall eines Angriffes gegen die 3. Armee, der Ende 
Juni allerdings wenig Wahrscheinlichkeit hatte, wurde durch die Bereit¬ 
stellung von zwei neu angekommenen Divisionen, der deutschen 83. ID. 
und der k. u. k. 16. ID., hinter dem Nordflügel für die Abwehr aus¬ 
reichend vorgesorgt. 
Bei der Südarmee und der 2. Armee hatte man etwa vom 25. Juni 
an den Eindruck, daß der feindliche Ansturm unmittelbar bevorstehe. 
Die russische Infanterie war jedenfalls um diese Zeit, der Masse und 
Gliederung nach, bereit, anzugreifen. Aufgefangene Funksprüche und 
die Aussagen von Gefangenen ließen darauf schließen, daß der schon 
mehrmals verschobene russische Angriff nunmehr endgültig auf den 
29. Juni festgesetzt sei. 
Das beste Gegenmittel hätte sicherlich darin bestanden, den Russen 
mit einem schnellen Angriff zuvorzukommen. Im Mai, als mit dem 
Hervortreten Kerenskis die Gefahr wuchs, daß sich das russische Heer 
wieder festige, erwog man in Kreuznach einen solchen Plan. Damals 
wäre es noch möglich gewesen, das russische Heer in verminderter 
Kampfkraft zu treffen. Gdl. Ludendorff ging darauf jedoch nicht ein, 
denn er wollte nicht die schwere Verantwortung übernehmen, daß wirk¬ 
lich vorhandene Aussichten, mit Rußland ohne weiteres Blutvergießen 
zum Frieden zu gelangen, zerstört würden. Jetzt aber, Ende Juni, fielen 
diese Bedenken weg. Der Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von 
Bayern, wollte sich daher auch nicht auf die Abwehr beschränken, son¬ 
dern plante, die feindliche Offensive mit einem Gegenschlage zu ver¬ 
gelten. Hiefür nahm er die von Zloczow längs des oberen Sereth auf 
Tarnopol führende Stoßrichtung in Aussicht, weil hier eine Umfassung 
des südlich davon stehenden Teiles des russischen Heeres erreicht wer¬ 
den konnte. Je mehr Truppen die Russen zu ihrem Angriffe an der
	        
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