Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Personalveränderungen bei den russischen Kommandos 
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ihres schon völlig geschwundenen Ansehens erhofften, erhoben die 
Truppen, namentlich die Infanterie, gegen eine etwaige Schmälerung 
ihrer errungenen Freiheit entschieden Einspruch. 
Zahlreiche neue Personaländerungen in den höchsten Befehlsstellen, 
die die neuen Machthaber Rußlands vornahmen, steigerten noch die 
Unruhe in dem zum Großteil haltlos gewordenen Heere. Am 5. Juni 
wurde Brussilow ¡an Stelle Alexejews zum Höchstkommandierenden er¬ 
nannt. Zugleich wurde GdK. Gurko, weil er die „Soldatenrechte" nicht 
anerkannte, seines Kommandos enthoben. Der Generalstabschef, der 
Heeresleitung, Denikin, übernahm noch im Juni das Kommando der 
Westfront. Brussilows Nachfolger im Kommando der Südwestfront 
wurde Gutor, der Führer der 11. Armee. An Stelle Kaledins bekam Kor- 
nilow, der Gouverneur von Petersburg, den Befehl über die 8. Armee1). 
Das Kommando der 7. Armee wurde dem Gen. Bjelkowitsch an Stelle 
Schtscherbatschews übertragen. Gen. Er deli übernahm wenige Tage vor 
dem Beginn der Offensive die 11. Armee. Die Nordfront wurde, wie 
schon erwähnt, seit dem Rücktritt Rußkis von Dragomirow geführt. 
Der neue Höchstkommandierende unterstützte Kerenski in seinen 
Bestrebungen, den Kampfgeist der kriegsmüden russischen Soldaten 
wieder zu entfachen. „Unsere Feinde" — so hieß es in seinem ersten 
Befehle — „sind mit unseren Friedensbedingungen, keine Annexionen 
und keine Kontributionen, nicht einverstanden, und darum bleibt uns 
keine Wahl und kein anderer Ausweg als der, dem Feinde mit der Ge¬ 
walt unseres Schwertes den Frieden und unsere so gemäßigten Be¬ 
dingungen aufzuzwingen." 
Schon anfangs Juni ließ Kerenski die Stawka wissen, daß er einer 
baldigen Wiederaufnahme der Angriffshandlungen mit Zuversicht ent¬ 
gegensehe. Brussilow gedachte, die Offensive der südwestlichen Armeen, 
die den Hauptangriff in Ostgalizien zu führen hatten, am 23. Juni und 
die der anderen Fronten am 28. Juni einsetzen zu lassen. Er verstärkte 
die Südwestfront aus dem Bereiche der rumänischen Front durch das 
XLV. Korps und das V. Kavalleriekorps. Als Kerenski darauf fragte, 
wann er die Front bereisen solle, um den Kampfgeist der Soldaten 
wieder zu wecken, meldete ihm Brussilow am 15. Juni: „Ich habe von 
der Nordfront einen sehr gemischten Eindruck gewonnen. Die West¬ 
front ist besser. Trotzdem beabsichtige ich am 25. Juni, an der Südwest¬ 
front entscheidend anzugreifen. Früher geht es nicht. Ich glaube, daß 
*) Gen. Kornilow hatte sich der Gefangenschaft in Österreich durch die Flucht 
entzogen und war wieder in Dienst gestellt worden (Vgl. Bd. II, 337).
	        
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