Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Weisungen an die Armee im Südwesten 
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mächte in Rom stattgefunden hatte, erfuhr man vom Vorhaben der 
Feinde (S. 4). Der nunmehr von der Nachrichtenabteilung des Ober¬ 
kommandos für alle Fronten einheitlich geleitete Nachrichtendienst mel¬ 
dete zugleich mancherlei über die rasch wachsende Aufrüstung des 
italienischen Heeres. Es gab also kaum einen Zweifel, daß man eine neue 
mächtige Offensive Italiens ztu erwarten habe, und einige Anzeichen 
sprachen dafür, daß diese Ende Februar oder anfangs März, mehr oder 
weniger gleichzeitig mit jener der Franzosen und Engländer an der 
Westfront, losbrechen dürfte. 
In Berücksichtigung dieser drohenden Gefahr sprach FM. Conrad 
Ende Jänner die Vermutung aus, „daß die Italiener diesmal ihren An¬ 
griff nicht nur auf den Raum zwischen Saleano und dem Meere, son¬ 
dern auch im Raum nördlich davon (Piava—Tolmein) führen" dürften. 
GO. v. Boroevic bestritt diese Anschauung nicht, er blieb aber weiterhin 
der festen Überzeugung, daß „der feindliche Hauptangriff zweifellos 
wieder auf der Karsthochfläche südlich der Wippach" stattfinden werde. 
Bald nach diesem Meinungsaustausch horchte man am 6. Februar Funk¬ 
sprüche ab, die zwischen Rom und Petersburg gewechselt wurden. Sie 
vervollständigten das Bild über die Absichten der Feinde. Nun konnte 
man nahezu mit Sicherheit damit rechnen, daß der Angriff der Fran¬ 
zosen a,n der Westfront nicht vor Ende März und jener der Italiener, 
die sich — wie man jetzt erfuhr — verpflichteten, binnen drei Wochen 
zu folgen, kaum vor Mitte April beginnen werde. Von Rußland hörte 
man allerdings nicht mehr, als daß es hoffe, Ende April bereit zu sein. 
Diese vom Radiohorchdienst aufgefangenen Depeschen waren äußerst 
wertvoll, denn nun brauchte man in den nächsten Wochen keine Störung 
der in Gang befindlichen Abwehrmaßnahmen zu besorgen. Die drei 
Führer an der Südwestfront wurden dementsprechend angewiesen. 
Im besonderen wurde das Heeresgruppenkommando Erzherzog Eugen 
verständigt, daß die eigenerseits in Aussicht gestellte Offensive in abseh¬ 
barer Zeit nicht werde ausgeführt werden. Die hiefür eingeleiteten Ma߬ 
nahmen seien aber fortzusetzen, wobei auftauchenden Gerüchten von 
eigenen Angriffsabsichten nicht entgegenzutreten wäre. Die 10. Armee 
bekam den Befehl, in der bisher geübten Tätigkeit fortzufahren. Die 
5. Armee allein erhielt ausführlichere Weisungen. FM. Conrad schrieb 
den Entwurf und Kaiser Karl unterfertigte zum erstenmal als Armee¬ 
oberkommandant einen operativen Befehl. Darin hieß es: „Nach wie vor 
muß als großes Ziel vor Augen bleiben, daß die zur Abwehr der ita¬ 
lienischen Hauptanstrengungen berufene 5. Armee in die zu erwartenden
	        
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