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Winter und Frühjahrsanfang 1917
masken gewährten völligen Schutz. Ein Vorstoß der russischen Infan¬
terie erfolgte nicht.
Am 28. März trat endlich im Stochod das lang erwartete Hoch¬
wasser ein. Nun erteilte GdK. Hauer deim Kommandanten der deutschen
l.LD., Gdl. v. Jacobi, den Befehl, am nächsten Tag den Angriff auf
den von Truppen des russischen III. Korps besetzten Brückenkopf von
Tobol durchzuführen. Das Unternehmen mußte aber wegen eines Was¬
sereinbruches in die Bereitschaftsgräben der 1. LD. noch einmal ver¬
schoben werden und wurde schließlich für den 3. April festgesetzt.
Gdl. Lesch, der Kommandant der 3. Russenarmee, erwog noch am
29. März, ob er nicht den Brückenkopf räumen solle. Der Führer des
russischen III. Korps war dagegen, weil der Brückenkopf starke Kräfte
des Gegners fessele. Auch fühlte sich der russische Korpskommandant
stark genug, um dem drohenden Ansturm zu widerstehen. Er hatte den
Großteil der 5. SchD. und Teile der 27. und der 75. ID., insgesamt
171/2 Bataillone, im Brückenkopf stehen und verfügte außerdem noch
auf dem rechten Stochodufer über I2V2 Bataillone als Reserve.
In der Nacht auf den 3. April trat der Stochod über die Ufer, das
Hochwasser riß einen Teil der Brücken weg. Um 6h früh begann das
Artilleriefeuer der Gruppe Jacobi. Die Telephon- und Befehlsstellen,
die Lagerräume der Reserven und die Batteriestellungen der Russen
wurden mit Gas- und Sprenggranaten beschossen. Um 7h 30 vorm.
setzte das Wirkungsschießen ein. Die russischen Wälle, auf dem Sumpf¬
boden aufgesetzt, wurden durch das Feuer niedergerissen; das Hoch¬
wasser ergoß sich in die Gräben. Auch die Brücken und die Laufstege
über den Stochod wurden, sofern sie nicht schon von den Fluten des
Flusses fortgerissen waren, vom Feuer erfaßt, das sechs Stunden lang
auf den Brückenkopf niederhagelte.
Um lh*2 nachm. trat die Hauptstoßgruppe —- die verstärkte
deutsche 172. IBrig. — unter der Führung des Gdl. Jacobi zum Angriff
gegen den südlichen Teil der Brückenkopfes an. Im ersten Sturmanlauf
wurde die Mitte der russischen 5. SchD. durchbrochen; dann wurden
deren beide Flügel im Rücken gefaßt. Um 4h 20 nachm. brach die nörd¬
liche Stoßgruppe (vier 'deutsche Landwehrbataillone und das österrei¬
chische Bataillon I/SchR. 10) zum Angriff vor, der völlig glückte. Rudka
Czerwiszcze und Tobol wurden genommen. Die Russen fluteten, aus
ihren zerschlagenen Gräben unter dem Feuer unserer Artillerie an den
hochgehenden Stochod zurück. Um 7h abends, der Mond stand bereits
am Himmel, stießen bei Stare Czerwiszcze auch schwere Reiter und