Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Zar Nikolaus II. übernimmt den Oberbefehl 
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Auf die russische Führung hatten die ungestümen Angriffe des 
Gegners ihren Eindruck nicht verfehlt. Brussilow bangte seit der unlieb¬ 
samen Überraschung von Luck auch um das Schicksal von Rowno. Er 
befürchtete, an der Putilowka nicht mehr lange ausharren zu können, 
und bat Iwanow dringend um frische Truppen1). Der Oberbefehlshaber 
der Südwestfront stellte alles, was er in den Rekrutendepots an schlecht¬ 
ausgerüsteten Ersatztruppen auftreiben konnte, bei den Armeen ein und 
unterrichtete den Höchstkommandierenden, Großfürst Nikolai Nikola- 
jewitsch, von der bedrohlichen Lage. Der umfassende Angriff des über¬ 
mächtigen Gegners in Wolhynien trenne die 8. Armee endgültig von den 
nördlich des Pripiatj kämpfenden Heereskräften. Auch schilderte Iwanow 
der Stawka eindrucksvoll die Gefahren, die das zur Versorgung des 
russischen Heeres unentbehrliche Gebiet von Kiew bedrohten, falls seine 
Armeen an den Dniepr zurückgehen müßten 2). Aber dieser Hilferuf war 
zur Unzeit ergangen. 
Die Kämpfe des k. u. k. XII. Korps im Rahmen des deutschen 
Ostheeres 
(27. August bis 7. September) 
Hiezu Beilage 3 sowie Skizze 8 
Am 20. August hatte die Stawka Baranowiczi verlassen und sich 
nach Mohilew zurückbegeben müssen. Hier traf der Kriegsminister Poli¬ 
wanow aus Petersburg ein und überbrachte dem Großfürsten Nikolai 
Nikola je witsch ein Schreiben des Zaren. Darin eröffnete dieser seinem 
Oheim, daß er beschlossen habe, seinen lang gehegten Wunsch, sich per¬ 
sönlich an die Spitze des Heeres zu stellen, zu verwirklichen. Die Er¬ 
eignisse im Kaukasus erforderten eine erfahrene und feste Hand, daher 
müsse der Großfürst Nikolai Nikola je witsch den Posten des Oberbefehls¬ 
habers der Kaukasusarmee und des Statthalters im Kaukasus über¬ 
nehmen. Am 4. September langte Zar Nikolaus II. in Mohilew ein und 
übernahm den Oberbefehl. Der bisherige Generalstabschef Gen. Janusch- 
kiewitsch, der dem Großfürsten gleichfalls in den Kaukasus folgte, wurde 
durch den Gen. Alexejew ersetzt3). 
!) Broussilov, 156; Zajontschkowskij, Der Bewegungskrieg 1914und 
1915, 371. 
2) Nesnamow, IV, 125. 
3) Paléologue, I, 395 f. und 411 ; Lemke, 250 Tage in der zaristischen 
Stawka (in russischer Sprache, Leningrad 1920), 150f.
	        
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