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Der Feldzug von Brest-Litowsk
die Verfolgung nicht über die Linie Brest-Litowsk—Grodno hinaus fort¬
zusetzen, es sei denn, daß ein kurzer Vorstoß mit Sicherheit einen er¬
heblichen Vorteil bringen würde. Aus dem gleichen Grunde empfahl er
auch nur kleinere Unternehmungen gegen die aus der Festung ostwärts
führenden Straßen.
Für die Heeresgruppe Mackensen rückte somit die neue Aufgabe
des westlich von Brest-Litowsk zu führenden Nordstoßes und damit
die Verstärkung des linken Flügels in den Vordergrund. Um die 11. Armee
von der Kräfte fesselnden Einschließung der Festung zu entlasten, wurde
diese Aufgabe zwischen dem Bug (unterhalb von Brest-Litowsk) und der
Krzna der Bugarmee übertragen. Hiezu hatte das Beskidenkorps die
Gruppe Plettenberg am 17. und 18. zwischen Koden und Dobrynka abzu¬
lösen, und am 18. das VI. Korps unter den Befehl Linsingens zu treten.
Von der 11. Armee hatte das XXII. RKorps — gefolgt von der 119. ID.
der Bugarmee im Mündungswinkel der Krzna — an der Einschließung der
Festung teilzunehmen, indes das X. RKorps, dem die Gruppe Pletten¬
berg (Garde, 103. ID. und GKD.) nachgesendet wurde, sich schon für
den Nordstoß über den Bug bereitzustellen hatte. Dieselbe Aufgabe war
zwischen Janów und Niemirów der 4. Armee zugedacht, die allerdings
nur mit drei Divisionen (11. ID., 106. LstlD. und 37. HID.) in der Front
stand, indes die drei anderen Divisionen (41. HID., 4. ID. und45.SchD.)
nördlich von Biala angehalten wurden, um der 11. Armee beispringen,
zu können, wenn, wie Falkenhayn besorgte, der Feind „nach Art der
Marneschlacht" aus der Festung heraus zu einem Gegenschlag gegen
die Flanke der unterhalb von Brest-Litowsk vordringenden Kräfte der
Verbündeten ausholen sollte1).
Der 18. August brachte an der Einschließungsfront der Korps Mar¬
witz und Arz keine wesentlichen Ereignisse. Das XXII. RKorps und der
rechte Flügel des X. RKorps, die 47. RD., hatten aber erbittert kämpfen
müssen, bis sie sich die Linie Kijowiec—Lipnica—Tielesnica erstritten.
Die am Bug stehende 105. ID. des X. RKorps und die 4. Armee
trachteten bereits, das jenseitige Ufer zu gewinnen. Während des ganzen
Tages scheiterten jedoch alle Übergangsversuche an der regen und auf¬
merksamen Abwehr des Feindes, und zwar auch dann, als diese Versuche
auf die Nachricht, daß der Feind links von der 4. Armee vor der Gruppe
Kövess zurückgehe, erneuert wurden. Abends gelang es aber doch, Teile
der 105. ID. über den Fluß zu bringen.
x) Foerster, 141 f.