Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug von Brest-Litowsk 
Was schließlich die eben erst errichtete Ab wehr fr ont gegen Italien 
anlangt, so hatte Conrad in den Tagen der Kriegserklärung immer wieder 
betont, daß es nach Ablauf von vier oder fünf Wochen unvermeidlich 
sein werde, dem neuen Feinde durch einen aus Innerösterreich geführten 
Gegenstoß zu begegnen. Dabei ging er allerdings von der an sich gewiß 
vollberechtigten Meinung aus, das frische italienische Heer werde bis 
dahin längst die schwache Isonzoverteidigung überrannt haben und mit 
seinen Heersäulen in den küstenländischen Karst und in die Engen der 
karnisch-julischen Alpen eingedrungen sein. Inzwischen war alles ganz 
anders gekommen. Es war dank dem unerwartet zögernden und vorsich¬ 
tigen Vorgehen der Italiener gelungen, mit notdürftig zusammenge¬ 
rafften Scharen vom Stilfser Joch bis zur Adria eine dünne Abwehrkette 
zu spannen und mit beherzter Entschlossenheit die ersten, zum Glücke 
unbeholfen und unzusammenhängend geführten Vorstöße Cadornas abzu¬ 
schlagen. Diese Tatsachen durften aber die k. u. k. Heeresleitung nicht 
darüber täuschen, daß sich im Cadore, vor Tolmein, vor Görz und am 
Fuße der Karsthochfläche dichte Massen italienischer Streiter zusammen¬ 
ballten, deren Vorbrechen stündlich zu erwarten war. 
Trotzdem scheint in den Beratungen, die in den Tagen des Kampfes 
um Lemberg zwischen den beiden Generalstabschefs abgehalten wurden, 
von dem im Mai vielerörterten Gegenschlag gegen die Italiener kaum 
mehr mit einem Worte die Rede gewesen zu sein. Die beiden General¬ 
stabschefs waren darin einig, ohne Beachtung der Gefahren, mit denen 
im Westen und besonders im Südwesten zu rechnen war, den nächsten 
Erfolg dort zu suchen, wo er am ehesten zu winken schien, eben gegen 
Rußland. In diesem Sinne war der Befehl gehalten, der am 22. Juni von 
Teschen aus an die galizischen Armeen erlassen wurde : „GFM. v. 
Mackensen führt mit der 4. und der 11. Armee die Verfolgung gegen 
den in nördlicher Richtung weichenden Feind fort. Für die Deckung der 
Ostflanke wird ihm das Beskidenkorps [der 2. Armee] unterstellt. 2. Armee 
tritt aus dem Verband der Armeegruppe Mackensen und verfolgt den 
Feind in der Richtung Busk (einschl.)—Eirle jó w (einschl.). Südarmee, 
forciert den Dniester abwärts 2urawno, um Halicz von Norden abzu¬ 
schließen und über die untere Gnila Lipa vorzudringen." 
Der 7. Armee blieb die Erfüllung der bisherigen Aufgabe überlassen : 
Vorstoß über den Dniester, Sicherung der rechten Heeresflanke und des 
Besitzes von Czernowitz (S. 498). 
In schwieriger Lage befand sich um diese Zeit die Zarenarmee. Zu 
dem strategisch sehr unangenehm empfundenen weiten Zurückdrängen
	        
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