Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Kündigung des Dreibundvertrages durch Italien 
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Am selben Tage war es den Kaiserschützen vor Zaleszczyki vergönnt, 
einen schönen und überraschenden Erfolg zu melden. In der Nacht zuvor 
war Mjr. Procházka x) des KSchR. I aus eigenem Entschlüsse in den der 
Stadt am Südufer des Dniester vorgelagerten Brückenkopf eingedrungen, 
der nun von der 30. ID. in einem Ansturm genommen werden konnte. 
Teile der Division stießen des anderen Morgens in die am Nordufer 
liegende Stadt nach. Es wurden 3500 Gefangene eingebracht. So aner¬ 
kennenswert diese Tat war, kam sie dem Armeekmdo. in diesem Augen¬ 
blick nicht sonderlich gelegen, da es lieber bei dem bevorstehenden 
Russenangriff über möglichst starke Teile der 30. ID. frei verfügt hätte. 
Wohl hatte die Heeresleitung schon am 6. die Absendung des bei der 
3. Armee aus der Front gedrückten III. Korps befohlen; aber der Bahn¬ 
transport konnte erst am 8. beginnen. Die 7. Armee mußte demnach ge¬ 
faßt sein, den ersten Ansturm der Russen zunächst mit den schon zur 
Stelle befindlichen Kräften abzuwehren. 
Die öst.-ung. Heeresleitung zwischen dem 4. und dem 9. Mai 
Es gehört mit zum Schicksal der öst.-ung. Heeresleitung, daß sie auch 
eines so großen Erfolges wie des bei Gorlice errungenen kaum ein paar 
Stunden lang froh sein durfte. Schon bei der Rückkehr vom Schlachtfeld 
(S. 325), am 4. Mai früh, harrten ihrer trübe Nachrichten über das Ver¬ 
halten Italiens. Diese wurden tagsüber noch verschärft, indem die Kunde 
kam, der Nachbar im Süden habe nun auch den Dreibundvertrag in aller 
Form gekündigt. Von Falkenhayn langte Mahnung über Mahnung ein, 
Österreich-Ungarn möge nun nicht länger zögern, sondern sich zu den 
äußersten Zugeständnissen entschließen. Auch der öst.-ung. Generalstabs¬ 
chef machte sich jetzt diese Auffassung völlig zu eigen und ließ den 
Außenminister wissen, daß es unmöglich sei, der Armee nun auch noch 
die Last eines italienischen Krieges aufzubürden. 
Die nächsten Tage brachten insofern einê kleine Entspannung, als 
Burián von einer Fortführung der römischen Verhandlungen zu be¬ 
richten vermochte. In der Tat hatte der Ballhausplatz weitere Anbote 
machen lassen und der k. u. k. Botschafter Freih. v. Macchio ging, vom 
Fürsten Bülow angespornt, auf eigene Verantwortung noch über die Zu¬ 
geständnisse hinaus, die ihm sein Chef vorgezeichnet hatte. Eine Gegen¬ 
äußerung Italiens blieb allerdings aus. Baron Burián konnte den mut- 
!) Mjr. Robert Procházka erhielt für diese hervorragende Waffentat das Ritter¬ 
kreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens. (Vergi, hiezu Mjr. Dr. Cz egka, Der Kaiser¬ 
schützenhandstreich auf Zaleszczyki am 8. Mai 1915 [Mil.-wiss.Mitt., Heft 1/2 1931].)
	        
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