Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Karpathenwinter 1914/15 
Beim XVIII. Korps wurde der Ostflügel vom Feinde am 28. um etwa 
5 km zurückgedrückt, während die linke Flügeldivision (43.SchD.), bereits 
südlich von Baligród, mit den sich vorpressenden Russen hart zu ringen 
gehabt und in vergeblichen Gegenangriffen ihre Kampfkraft nahezu 
völlig eingebüßt hatte; schon gingen einzelne Gefechtsgruppen zurück. 
Wurde dem russischen Stoße nicht bald ein Riegel vorgeschoben, so 
drohte der Verlust des wichtigen Raumes bei Cisna. Die nächste, aber 
auch einzige Hilfe konnte die nach Wola Michowa gelangte Armee¬ 
reserve, die 29. ID., bringen. Ursprünglich hatte Boroevic geplant, diese 
Division an seinem Ostflügel einzusetzen, um den von der 44. SchD. er¬ 
rungenen Anfangserfolg auszubeuten. Der am 26. Jänner begonnene Rechts¬ 
marsch der 29. ID. mußte aber wegen des noch zu schildernden Rück¬ 
schlages auf dem westlichen Armeeflügel eingestellt werden. Nunmehr 
sah sich der Armeeführer gezwungen, die Division zur Ablösung der ab¬ 
gekämpften 43. SchD. zu verwenden. Als sie jedoch am 30. Jänner hinter 
dem ihr zugedachten ausgedehnten Abschnitte eingetroffen war, erklärte 
der Kommandant des XIX. Korps, FML. Trollmann *), daß die Reste der 
43, SchD. in der Front belassen werden müßten, weil sonst das Festhalten 
des mühsam gewonnenen Bodens nicht gewährleistet wäre. Mit der Ge¬ 
nehmigung dieses Antrages scheiterte die Absicht des 3. Armeekmdos., 
sich mit der abgelösten 43. SchD. eine neue Reserve zu schaffen. 
Die Offensivkraft des Stoßflügels war nunmehr er schöpft und Boroevic 
außerstande, den Kampf zu nähren. So mußte die gegen die Gruppen 
Krautwald, Erzherzog Joseph und Colerus heranbrandende Russen¬ 
flut schlimme Bedrängnis bringen. Unaufhörlich langten in den nächsten 
Tagen Hiobsbotschaften in Kaschau ein, zuerst vom VII., dann vom X. 
und auch vom III. Korps. Obgleich es weder bei der Abwehr noch beim 
Gegenstoß an Zügen hervorragender Tapferkeit fehlte, buchtete sich doch 
gegenüber dem unaufhaltsamen Vorgehen der beiden rechten Flügelkorps 
der Armee Brussilow die eigene Front immer tiefer gegen Süden aus. 
Die Hoffnung, mit dem bereits gelähmten Offensivflügel eine entschei¬ 
dende Wendung herbeizuführen, war geschwunden. Bei den Tag und 
Nacht unter den unerhörtesten Entbehrungen und den Unbilden des eisigen 
Winters im Kampfe stehenden Truppen schlich sich ein bedenklicher Gast 
ein: Apathie und Stumpfheit, eine Folge der Überspannung der Anfor¬ 
derungen. Dies machte sich in den verschiedensten Schattierungen gel¬ 
tend; begreiflicherweise bei den Verbänden slawischer Nationalität, die 
gegen den Blutsbruder fochten, stärker als anderswo. Und gerade der 
*) Vom XIX. Korps war nur die 29. ID. zur Stelle.
	        
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