Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Schobergruppe. 
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gletscherung beitragen; entweder weil sie die Höhe von 2600m nur 
wenig überschreiten und daher nicht in die Schneeregion aufragen, 
oder wenn das letztere der Fall ist, weil sie sehr steil sind und daher 
zu wenig Raum für Schneeansammlungen darbieten. 
Beide Ursachen erklären die ausserordentlich geringe Vergletsche 
rung im Verhältnis zur grossen Ausdehnung des Raumes über 2600 m 
in der Schobergruppe. Hier ziehen sich nach Süd und Südost lange, 
bis 2800 und 2900 m hohe Kämme hin, welche nicht mehr vergletschert 
sind; die noch höheren Kämme sind aber so steil, dass nur wenig 
Schnee haften bleiben kann. Es sind also orographische Gründe, 
welche die Prozentzahl hier so sehr herabgedrückt haben. Suchen wir 
sie zu eliminieren, indem wir die Verhältnisse der Isohypse von 2700 
anstatt der von 2600 untersuchen, wodurch der niedrige Teil der un- 
vergletscherten Nebenketten ausgeschieden wird, so finden wir für die 
Schobergruppe 22,3 °/o, für die Glöckner gruppe 97,8 °/o; für die benach 
barte Hochnarrgruppe aber vollends 106,2 °/o. Das Verhältnis zwischen 
Glöckner gruppe und Schobergruppe hat sich also nur wenig geändert, 
und wir sehen, dass es die geringe Eignung des vorhandenen Raumes 
über 2700 m für Schneeansammlnng sein muss, welche hier wirksam 
ist, nicht etwa der Umstand, dass die Schneelinie hier um so viel höher 
läge, als anderswo. Daraus ergibt sich also, dass das Vorhandensein 
von Räumen in einer gewissen Höhe allein für die Entstehung von 
Gletschern nicht genügend ist; dieselben müssen auch die geeignete 
Gestalt haben. Die planimetrische Abmessung der Räume ist also 
ein zu mechanisches Mittel, um diesen Dingen auf den Grund zu 
kommen. Denn ob sich die Arealzahl aus der Abmessung einer An 
zahl schmaler und langer Lappen ergeben hat, oder aus der einiger 
wenigen geschlossenen Räume, ist in der Zahl nicht mehr erkennbar; 
im ersteren Fall kann aber die Vergletscherung höchst unbedeutend 
sein und sich auf einige Terrassen- und Gipfelfirne beschränken; im 
zweiten können ausgedehnte Firnfelder mit grossen Eiszungen ent 
stehen. 
Es ist schwer zu sagen, wie breit ein Raum sein muss, damit er 
:zur Bildung einer dauernden Schneeansammlung genüge. ' Es hängt ja 
ebensoviel auch von der Höhe des Kammes ab, der ihn ausfüllt. Das 
Verhältnis der Breite zur Höhe wird aber durch den Neigungswinkel 
des Gehänges ausgedrückt. Wir werden also fragen müssen, wie gross 
der Neigungswinkel sein darf, damit sich der Schnee erhalte. Hier 
muss man zwischen verschiedenen Höhenstufen innerhalb der Schnee 
grenze unterscheiden. In grösseren Höhen, etwa über 3000 m, erhalten 
sich Eis- und Schneelehnen auch noch bei 40 und 50 0 und mehr; in 
tieferen Lagen begünstigt solche Steilheit bereits Lawinenbildung und 
gänzliche Abschüttelung der Schneelast. 
Es lässt sich daher aussprechen, dass Kämme, welche nur 100 bis 
200 m über die Schneegrenze aufragen und Neigungswinkel von mehr 
als 30° besitzen,'also bereits zur Wandbildung neigen, in der Regel 
keine nennenswerten Gletscher erzeugen werden. Da ein Neigungs 
winkel von 40° und eine Höhe von 200 m einer Basisbreite von fast 500 m 
entspricht, so könnte man auch sagen, dass Kämme, welche die Schnee-
	        
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