Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Fuscherthal. 
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bedeutend sein. Die höheren Stufen der Gehänge sind mit Firnlagern 
bedeckt, die in steilen Abbruchen an Felswänden zu Ende gehen und 
durch Eislawinen an tieferen Stellen regenerierte Gletscher erzeugen. 
Anderswo gehen wieder schmale Eiszungen von ungewöhnlicher Steil 
heit zu Thal. 
Der Bärenkopfgletscher, 378 ha, der unmittelbare rechtsseitige 
Nachbar des Karlingergletschers, bietet für beides ein Beispiel. Der 
linke südliche Teil seines Firnfeldes bricht an einer Wand ab, an 
deren Fuss sich die Fortsetzung ausbreitet, der rechte sendet einen 
steilen Lappen fast bis zur Sohle des Mooserbodens; beide tragen nicht 
wenig dazu ab, die grossartige landschaftliche Wirkung dieser Thalstufe 
zu erhöhen. Die Enden sind, wie Moränenwälle und abgeschliffene 
Felsen zeigen, sehr zurückgegangen, wobei ich nicht verschweigen kann, 
dass mir bei meinem letzten Besuche 1886 das zweite, weiter thal- 
auswärts gelegene Zungenende den Eindruck machte, als wäre es im 
Vorgehen. Nicht ein durch Abschmelzen erniedrigter, schuttbedeckter 
Eiskuchen, wie sich sonst die Gletscherenden gegenwärtig gewöhnlich 
darstellen, sondern ein weisser, hoch aufgewölbter, mit blauen Spalten 
durchsetzter Eiskörper war da zu sehen. Da eine Markierung nicht 
gemacht war oder eine genaue Abbildung früheren Standes mir nicht 
zur Hand gewesen ist, konnte ich nichts Sicheres feststellen. 
Der Glockeringletscher, 72 ha. Eine Eisansammlung am Fuss 
der Nordwand der Glockerin, welche durch verschiedene Wand- oder 
Terrassenfirne genährt wird. 
Der Wielingergletscher zieht sich vom Gipfel des Wiesbach- 
horns (3577 m) in einer engen Schlucht als steile, gerissene Eiszunge bis 
auf (2200 m) herab. Neigungswinkel 34°. Die Firndecke des Fochez- 
kopfes und Wiesbachhorns mit eingeschlossen misst sein Flächenraum 
183 ha. 
f) Fuscherthal. 
Die linksseitige Thalwand, welche von dem oben beschriebenen 
Kapruner Scheiderücken gebildet wird, hat denselben Charakter der 
Vergletscherung, und zwar noch gesteigert, da die relative Höhe viel 
bedeutender ist (Unterschied: Wiesbachhorn-Mooserboden 1647 m, 
Wiesbachhorn-Ferleiten 2370 m). Nur dort, wo der Querkamm an den 
Hauptkamm angesetzt ist, entsteht Raum für zwei etwas flachere und 
grössere Gletscher, deren Firnfelder mit gewissem Rechte als Fort 
setzungen des Pasterzenfirns angesehen werden können. 
Das Fuscherkahrkees, 265,8 ha, und Bockkahrkees, 456 ha, 
bildeten früher eine gemeinsame Eiszunge, während ihre Firnfelder 
durch den Breitkopf gänzlich voneinander geschieden sind. Die schönen; 
stark zerklüfteten Eisstufen dieser gemeinsamen Zunge (Fuschereiskahr) 
bildeten eine Hauptzierde des hinteren Ferleiten-(Käfer-)Thales. In den 
letzten zwei Jahrzehnten hat sich dieses berühmte Landschaftsbild wesent 
lich verändert, und zwar dadurch, dass sich die Zunge des Fuscherkahr- 
keeses verkürzt und von der Berührung mit dem Bockkahrkees zurück 
gezogen hat, während auch dieses viel dünner und kürzer geworden ist.
	        
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