Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Oetztlialeralpen. 
getrennt. Auch hier haben sich bedeutende Veränderungen in der 
Weise eingestellt, dass mehrere seitliche Zuflüsse seit 1870 den Zu 
sammenhang mit dem Hauptgletscher; verloren haben. Es ziehen von 
dem Kamme der Seelenkogel, welcher das Langthal vom Rotmoosthale 
trennt, sechs durch Felsrücken getrennte Firnmassen gegen das Lang 
thal herab. Davon hatten die drei äusseren 1870 (und wohl auch zuvor) 
keinen Zusammenhang mit dem Hauptgletscher; jetzt sind, wie ich 
aus einer Photographie von 1884 entnehme, auch die zwei nächsten 
desselben verlustig gegangen. Die Gletscherzunge hat natürlich eben 
falls eine bedeutende Verkürzung erfahren. Ich konnte sie nicht 
messen, doch schätze ich sie aus einer Photographie, welche zeigt, 
dass der Gletscher etwas weniger an Länge verloren hat als der be 
nachbarte Rotmoosferner, auf 300 bis 350 m. Im Jahre 1860 war er 
noch im Vorrücken. 
Im Jahre 1879 wurden von Herrn Reinthaler aus Meran zwei 
Marken gesetzt, welche ergaben, dass von 1879 bis 1882 ein Rück 
gang von 38 m in der Länge und 14 m in der Breite stattgefunden 
hatte. Unter 2600 m lagen 1870 54 ha (6,7 °/ 0 ), was ein Verhältnis 
von 13,9: 1 ergibt. Nimmt man die Höhenlinie von 2700 m als Ab 
schnitt, so ist das Verhältnis 7,1 : 1. Die Gesamtfläche des Gletschers 
betrug 1870 unter Zurechnung der beiden seither getrennten Zuflüsse 
808.2 ha, bei Abrechnung derselben 567 ha. Das Ende liegt bei 2400 m, 
die Zunge entwickelt sich etwa von 2900 m ab. 
Von den drei oben erwähnten isolierten Firnen des Seelenkogel 
kammes heisst der erste Hoch ebenferner und misst 78 ha, die beiden 
nächsten Seelenkogelferner und messen 116,4 ha. Ihre Enden liegen 
bei 2800 m. Richtung: Südwest. 
Rotmoosgletscher. Ebenfalls ein schöner Thalgletscher, der 
aus drei gesonderten Firnkahren entspringt. Sein Flächenraum beträgt 
628.2 ha, wovon 135 ha unter 2700 und 90 ha (14,3 °/ 0 ) unter 2600 m 
liegen. In letzterem Falle beträgt also das Verhältnis 6:1. Doch 
beginnt die Zungenbildung erst bei 2700 m. Dann ist das Verhältnis 
3,6 : 1. Im August 1886 mass ich den Rückgang des Endes von der 
äussersten Randmoräne mit 365 m auf der Linie des weitesten Ab 
standes. Das Einsenken in senkrechter Richtung mochte 30 bis 40 m 
betragen. Sonklar fand die Stirnmoräne 1856 16 m vom Gletscher 
ende entfernt, während nach Schlagintweit (S. 125) dieser Abstand 
gleich Null war. 26 bis 30 Jahre vorher soll er sich um 120 bis 150 m 
verlängert haben. 
Im Rotmoosthale liegen an der linken Seite ohne Zusammenhang 
mit dem Hauptgletscher zwei Firne (bei Sonklar Hangerer- und Vor 
derer Seelenkogelgletscher) mit 160,8 ha. Sie haben seit 1870 ihre 
Form wesentlich verändert, da trennende Rücken ausgeschmolzen sind, 
welche damals nicht sichtbar waren. 
Gaisberggletscher. Ebenso wie der Langthaler- vom Gurgier 
ferner nur durch einen ungewöhnlich schmalen und niedrigen Rücken 
geschieden ist, so trennt ein relativ kaum 200 m hoher und an der 
Basis nur 300 m breiter Rücken, der Zug des begrasten Mutberges, 
den Rotmoos- vom Gaisbergferner.
	        
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