Volltext: Die Städte des Inn-Salzachgaues [20. Heft] (20. Heft / 1924)

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punkte Bayerns, an den: fünf bezw. acht' Bahnlinien zusammen 
kommen. 
Im Gefolge dieser Entwicklung; eütistand um den Bahnhof ein 
rnoderner Stadtteil. Der eben fertiggestellte Jnnkanal von Jet- 
tenbach bis Töging wird der jungen Ansiedlung um den Mühl- 
dorfer Bahnhof ein noch rascheres Wachstum ermöglichen. 
Beim Studium der kirchlichen Verhältüisse in Mühldorf be 
merken wir eine Erscheinung, die uns noch bei vielen Städten 
unseres Gebietes begegnen wird. Alt-Mühldorf blieb auch noch zu 
den Zeiten die Pfarrkirche der jungen Städt, in denen diese das 
alte Pfarrdorf längst an Größe und Bedeutung übertroffen hatte. 
In der Topographie Mühldorfs spiegelt sich das Vorrücken der Sied 
lung von Alt-Mühldorf zur Jnnbrücke. Die älteste Ansiedlung ent 
stand in Mühldorf wohl im Bereiche der St. Nikolauspfarrkirche. 
Pfarrhof, Salzstadel und Zehentkästen bildeten wohl den Kern, von 
den: aus die Stadt sich entwickelte. Es könnte aber auch der Platz 
des heutigen Rentamtes, auf dem sich einst das Pflegerschloß mit 
dem Vogtturm erhob, als ältester Teil Mühldorfs in Betracht kom 
men. Wichtig erscheint mir, daß dieses Schloß, von einer Mauer- 
rings umschlossen, außerhalb der Stadtmauern lag. An der Straße 
selbst entstanden die Katharinenvorstadt und der Marktplatz. 
Mühldorfs wirtschaftliche Kraft beanspruchte aber mehr Raum 
als den langen Straßenzug. Der Marktplatz diente dem Verkehr und 
Handel. Aus Vordächern entwickelten sich die mächtigen Lauben, 
die bei schlechtem Wetter den Handelsverkehr im Freien ermög 
lichten Vom Marktiplatz zur Weißgerberstraße führten eine Reihe 
engerer Querstraßen, in denen sich das Gewerbe ansiedelte. Wir be 
gegnen einer Huterer- und einer Lederergasse, während an die Stelle 
der Sporer- und Bäckergasse andere Namen getreten sind. Die heutige 
Kirchengasse diente dm Juden als Aufenthaltsort und war nach 
ihnen benannt. Die Kirche Mühldorfs, die mit dem Turm und 
dem benachbarten Karner noch in die romanische Bauperiode zu 
rückweist, entstand inmitten der alten salzburgischen. Wirtschaftsge 
bäude. Wie vor dem Münchnertor die Katharinenvorstadt lag, so 
kam aus die Jnnseite die Spitlalsvorstadt. Gleich wie in Neuötting, 
Braunau und Burghausen, wurde auch hier das Spital mit Kirche 
am Flusse vorm Stadttor erbaut. Als Ganzes betrachtet, ist in 
Mühldorf der Typus der Handelsstadt am besten unter den Jnn- 
Salzachstädten ausgebildet. 
Neuötting. 
Das stolz auf der Höhe thronende Städtchen Neuötting nahm 
seinen Ausgangspunkt von der Men Karolingerpfalz Altötting, die 
auch bereits den Agilolfinger Herzogen als Aufenthaltsort diente. 
Vielleicht reicht der Bau der heiligen Kapelle von Altötting, die 
heute den Mittelpunkt der Wallfahrt bildet, noch in diese frühe Zeit 
zurück Zumindest sieht die kunsthistorische Forschung in ihr die 
alte Pfalzkapelle.
	        
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