Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

18 S)S)L)S)Die Dacbstein=Riesenhöble. 
in halber Tiefe den Schacht in zwei Kessel, vermittelt aber, da sie sich im Sinne der 
Höhlenlängsachse von der vorderen zur hinteren Wand erstredet, gleich einer Brücke die 
Traversierung des Schlundes, nach welcher man gelegentlich einer späteren Untersuchung 
den Hauptzug der Höhle wieder aufnehmen konnte. Die Expedition Lahn er am 17. Juli 
1910 wandte sich in erster Linie der Durchforschung des von ihr betretenen linken Kessels 
im großen Hb gründe zu. Die Wände starrten von glattem Eise, Eis deckte den Boden 
und man maß an einigen Löchern, die Tropfwasser bis aufs anstehende Gestein durch¬ 
gefressen hatten, die Dicke des Bodeneises mit 5 bis 7 Metern. Ein mächtiger Turm aus 
Kristalleis ragte an der Rückwand hinauf bis zu einer nischenartigen Wandeinbuchtung, 
auf der auch eine gigantische Eissäule thronte. Trotz der klotzigen Masse erschien der 
Turm wunderbar gegliedert, wie mit gotischem Maßwerke versehen, eine Wirkung des 
ausfressenden Tropfwassers. Bei einem späteren Besuche war der ganze Koloß zusammen¬ 
gestürzt und feine mächtigen Eistrümmer lagen am Boden. Noch fand sich aber am 
Grunde des linken Schachtes eine Eortsetzung, die in eine kleine Eiskapelle von märchen¬ 
hafter Pracht leitete. Das Hängeeis hatte hier die sonderbarsten Formen gleich Vorhängen 
und Draperien angenommen, und das Ticken des Wassertropfens fügte sich stimmungs¬ 
voll in die Weihe dieses im Diamantglanze schimmernden Raumes ein. Man denkt un¬ 
willkürlich an Seumes Heinzelmännchen: 
»Einmal alle sieben Jahr’ 
Wird der Zauber offenbar, 
Und im Dunkeln siebst du funkeln 
Feenräume wunderbar.« 
Die erforschten Grottenräume wurden von Ingenieur Pollak kartographiert 
und von J. Kling mit Magnesiumblitzlichtern auf die Platte gebannt. Es wurden 
weiters einige Temperaturmessungen vorgenommen, die in dem Schachte rfc0° und 
in der Vorhalle 4~10 Celsius ergaben; in dem als Windröhre funktionierenden Ein* 
gangsstollen fiel infolge der heftigen Luftströmung die Temperatur hingegen wieder 
auf ±0° Celsius. Die Hußentemperatur hatte an diesem Tage ->-14° Celsius im Schatten/ 
Hm 21. Hugust 1910 wiederholte Lahner mit dem Vorsitzenden des Vereines für 
Höhlenkunde (in Österreich) Ingenieur Hermann Bock (Graz) und dessen Gemahlin, 
Frau Hanna Bock, den Hb stieg in den großen Hbgrund, bei welcher Gelegenheit auch 
dessen rechter Hbsturzkessel betreten wurde, der aber gleich dem linken bald abgeschlossen 
schien. Hußer einer mächtigen Hushöhlung unter dem vom Eingänge herabhängenden 
gefrorenen Wasserfall, ist eine hohe Felsspalte bemerkenswert, in welcher zuweilen ein 
Höhlenbach mächtig rauschend herabstürzt, um zwischen den tosen Blöcken im Boden zu 
verschwinden. Damals gelang es den drei Genannten auch, die Eismauer als Brücke be¬ 
nützend den jenseitigen Rand zu erreichen und damit den Weg zu einer phänomenalen 
Entdeckung zu gewinnen. Es war dies hauptsächlich das Verdienst des Ingenieurs Bock, 
der mit einem gewagten Experimente den Hufstieg vom Grate der Mauer weg über die 
* Georg Lahner, Ein unterirdischer Eispalast, Unterhaltungsbeilage der »Linzer Tagespost«, Nr. 34, 
Jahrgang 1910.
	        
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