Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

vorkragen war außerdem noch der diensttuende Gene 
raladjutant von Plessen zugegen. Die Kabinette kamen 
dadurch in ein gewisses Übergewicht zu dem Minister 
oder dem Manne» der verantwortlich war. 
Aber ich bin weit abgeschweift und will zurück zu den 
Erinnerungen aus meiner Jugend. 
Bei dem „System des Dritten" war ich geblieben. 
In bezug auf uns Söhne also kam es, als wir erst 
militärischen Rang bekleideten, dazu, daß der Kaiser mit 
uns im allgemeinen durch den Chef des Militärkabi- 
netts oder durch den General von Plessen verkehrte, 
und wir erhielten sogar gelegentlich wegen recht harm 
loser Dinge rein persönlicher Art Kabinettsorders zu 
gestellt. 
Zu direkten freundlichen und freundschaftlichen Aus 
sprachen zwischen Vater und Söhnen kam es kaum. 
Es war deutlich, daß der Kaiser auch uns gegenüber 
persönliche Auseinandersetzungen, in denen er etwa Ent 
scheidungen treffen sollte, vermied — der Dritte wurde 
auch hier eingeschoben. Um Nichtigkeiten, deren Erledi 
gung unter anderen Voraussetzungen mit wenigen väter 
lichen Worten hätte erfolgen können, wurden Ver 
mittler und Mitwisser zu offiziellen Aussprachen be 
müht—für mich aber, dern die Natur den Geschmack 
an solch peinlich-formeller Aufmachung versagt hat, er 
gaben fich hieraus nur allzu oft Verschärfungen der 
Spannung. Es mochte fein, daß ich die von der ganz 
profunden Wichtigkeit ihrerMissionen überzeugten Her 
ren nicht immer mit dem ihrer Selbsteinfchätzung ent 
sprechenden Ernste empfing, und sie vergalten mir das 
wieder, indem fie Seiner Majestät gelegentlich ihre Be-
	        
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