Volltext: Die religiöse Bewegung in Oberösterreich und Salzburg beim Beginne des 19. Jahrhunderts

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22. August 1806 kam Palm in Braunau an, am 25. August stand er 
bereits vor dem französischen Kriegsgerichte, mit ihm aber auch der 
Buchhändler Jos. Schoderer aus Donauwörth. Mit diesen beiden 
wurden aber auch N. Kupfer, Buchdrucker und Buchhändler in Wien, 
u. A. Eurich, Buchhändler in Linz, angeklagt. Kupfer und Eurich 
■ hüteten sich wohl, der Vorladung zu folgen. Diese wurden als 
„Verfasser, Drucker und Verbreiter von Schandschriften beschuldigt 
die Gesinnung der Einwohner des südlichen Deutschlands irregeführt, 
selbe zur Meuterei, Aufstand und Meuchelmord gegen die französischen 
Truppen aufgefordert, ja sogar diese zu Ungehorsam und Vergessen 
heit ihrer Pflichten gegen ihren rechtmäßigen Oberherrn verleitet 
zu haben". Die Angeklagten wurden zum Tode verurtheilt und die 
Sentenz an den Rathhäusern und Kirchenthüren der Rheinbunds 
staaten auf Befehl Napoleons angeheftet. Das ganze Kriegsgericht 
war eine Spiegelfechterei, denn der Befehl, die Angeklagten zu ver- 
urtheilen, lag von Napoleon unterzeichnet vor. Schoderer wurde 
durch Intervention des bayerischen General - Commissärs Grafen 
Thürheim gerettet. Palm aber wurde am 26. August 11 Uhr 
Mittags das Todesurtheil verkündet. 
Palm war Protestant von der milden Pietistischen Richtung 
eines Spencer. Deßhalben nahm er den Beistand der zu ihm com- 
mandirten Priester Pöschl und Michael Gropp, Spitalbeneficiat, 
gerne an. Ucberdieß war Pöschl mit Palm bereits bekannt. Palm 
hatte eben die mystischen Schriften des Johann Gottfried Schöner 
massenhaft in das Land ob der Enns spedirt und Pöschl, ein 
Extraliebhaber solcher Kost, hatte wacker zugegriffen. Im Geiste 
dieser Schriften geschah auch die religiöse Zubereitung zum Sterben. 
Um 2 Uhr Nachmittags wurde Palm gebunden und aus dem Ge 
fängnisse geführt. Vor dem Gefängnisse stand ein Leiterwagen mit 
2 Ochsen bespannt. Auf diesem nahmen Palm und Pöschl als 
Galgenpater Platz. Pöschl schlang seinen Arm um Palm und betete 
weinend, was ihm eben der Augenblick eingab. Von französischem 
Militär umgeben und von dem sichtbaren Mitleide der Bewohner 
Braunaus geleitet, bewegte sich der Zug auf die Richtstätte vor dem 
Salzburger Thore. Auf den Wällen der Festung standen die Ka 
noniere mit brennenden Lunten vor dem Geschütze. Man befürchtete
	        
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