Da über die Reserven beider Divisionen bereits verfügt war, erbat sich das
III. Korpskmdo. vom 3. AK. das Spitzenregiment (IR. 17) der 6. ID., das im
Laufe des Tages bis in den Raum Elble—Wirti—Casara vorgerückt war. Die Zu¬
weisung der 17er erfolgte. Auch die Italiener führten neue Kräfte aus das
Schlachtfeld.
21.5. Am 21. Mai morgens setzte ein neuer, wuchtiger Feuerstoß schwerer und
schwerster Kaliber gegen den Costesin, diesen Hauptpfeiler der feindlichen Wehr¬
front auf der Hochfläche von Lavarone, ein. Um 9 Uhr vormittags streckten die
überraschten Italiener nach wildem Handgemenge mit den todesmutigen 87ern,
den 24er- und Iler-Feldjägern in Massen die Waffen. Der Costesin, über den einer
Mauer gleich noch die dunklen Qualmgebilde einer atemberaubenden, grauenvollen
Beschießung lagerten, war genommen. Aber drohende Gefahr stieg aus der Grenz¬
schlucht empor. Starke italienische Reserven aus den Waldungen bei Campo Rosato
setzten zum Gegenstöße an. Da sandte Obst. Ianecka, der meisterhafte Führer der
gesamten Artillerie des Korps, dem italienischen Angriffstreffen eine Feuerwalze
von schier gigantischer Wucht entgegen. Ganze Kompagnien wurden vom Feuer-
orkan zermalmt. Die Reste, von Panik gepeitschte Menschenknäuel, flüchteten in
die Cimbernwälder, vom Feuerschlag der Batterien erbarmungslos verfolgt. Der
Gegenstoß war in Blut erstickt.
Mit dem Falle des Costesinrückens kam auch die übrige, noch haltende Front
bei Bezzena zum Einstürze. Steirische Landwehr riß den Marcairllcken an sich. In
den ersten Nachmittagsstunden erstieg der Novdflügel der 22. LID. den östlich des
Marcairückens gelegenen befestigten Costarücken, den der Feind nicht mehr zu
besetzen vermochte. Die Cost'altaspitze (2050 in) wurde erklommen.
22.5. Der 22. Mai brachte die Auswirkung der hervorragenden Kampfhandlungen des
Vortages, eines Ruhmestages des „Eisernen" Korps, im besonderen auch des
Ehrentages der steirischen Artillerie, der schlachtentscheidenden Wegbahnerin der
opferfreudigen Infanterie. Abteilungen der 28. ID. marschierten gegen die zweite
feindliche Stellung vor. Sie fanden, was schier unglaublich schien, sowohl die von
den schweren Bomben zermalmten Panzerwerke Verena und Campolongo als auch
alle Zwischenbauten vom Feinde verlassen.
Die Italiener hatten sich bei der mit anerkennenswerter Zähigkeit und unleug¬
barer Tapferkeit geführten Verteidigung der Marcai-Costesin-Stellung zu viel
zugemutet. Der geradezu starrsinnige Entschluß, diese erste, wenn auch am stärksten
befestigte Linie, koste es, was es wolle, zu behaupten, wurde ihr Verhängnis und
führte zu ihrem vollständigen Zusammenbruche. Die Italiener waren nicht mehr
imstande, die zweite Linie Verena—Campolongo auch nur zu besetzen. Ohne Halt
flüchteten die dezimierten Brigaden. Dem Kommandanten des XIV. Korps (28. und
30. ID.), GLt. Coardi di Carpenetto, der die Führung während der Schlacht über¬
nommen hatte, blieb am 22. Mai abends nichts anderes übrig, als die Besetzung
der dritten Stellung anzuordnen, die vom Mt. Kempel über Camporovere zur
Punta Cardin verlies. Wohl gab es in dieser Linie nur wenig Befestigungsbauten,
aber sie waren von Natur aus überaus stark. Den zur Punta Corbin ausgestreckten
linken Arm der rechtwinklig gebrochenen Stellung schützte die vor der Front
liegende, tiefeingeschnittene Assaschlucht, den rechten, dessen Faust sich am
Mt. Kempel festhielt, bildete die Mauer Cima Portule—Mt. Meata, an deren Fuß,
24