Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

ausgebluteten Brigaden bort durch vollwertige zu ersetzen, was durch Tausch mit 
Brigaden von der Tiroler Front bewirkt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde 
auch sichtlich eine weitere Verstärkung des XX. und des südlich anschließenden 
XXII. Korps der italienischen 6. Armee angestrebt, aber nur durch Verschiebungen 
innerhalb der Tiroler Front (erhebliche Schwächung der 1. Armee um etwa 
20 Bataillone). 
Von Mitte Mai mehrten sich bedenkliche Anzeichen. Das italienische XX. Korps 
traf wegen des „in nächster Zeit kommenden erhöhten Bedarfes" verschiedene Ma߬ 
regeln. Zudem entwickelte die dortige italienische Artillerie eine erhöhte Tätigkeit. 
Sie schoß sich in der zweiten Maihälfte auffallend viel mit Fliegerbeobachtung ein. 
Ausgewählte Ziele waren die rückwärtigen Räume und Zusahrtswege der 6. ID. 
und 22. SchD. Gleichzeitig setzte gegen die Front des III. Korps eine sehr rege 
feindliche Flugaufklärung ein. Dem Mt. Forno wurde häufiger Besuch zuteil. Gegen¬ 
über der großen numerischen Überlegenheit der italienischen Flieger hatten die 
eigenen einen schweren Stand. Trotzdem wußten sie sich aber in zahlreichen Luft¬ 
kämpfen zu behaupten. 
Anfangs Juni hatte sich der Feind — seit Maibeginn — gegenüber dem 
III. Korps um 24 bis 36 Bataillone verstärkt. An dem inneren Gehalte gemessen, 
mochte das Verhältnis der vor der 6. ID. und 22. SchD. stehenden, teils abge¬ 
kämpften alten Truppen, teils in ihrem Gefüge noch kaum festen Neusormationen 
zu den vermutlich ausgeruhten und gut schlagfähigen alten Linienregimentern samt 
einer starken Alpinigruppe 1:2 betragen. 
Zweifelsohne sprach die übermäßige Truppenanhäufung in einem für die Ver¬ 
sorgung so schwierigen Raume, in dem der durch Not gebotene eigene Ruhezustand 
für den Feind keine Angriffe unsererseits befürchten ließ, für feine Angriffsabficht. 
In der ersten Juniwoche wurden verläßliche Anzeichen für feindliche Angrisfs- 
absichten im Raume Grenzkamm—Assatal immer deutlicher: umfangreiche Mas¬ 
kierungsarbeiten im Raume Asiago, lebhafter Autoverkehr von Süden gegen 
Gallio, Auswaggonierungen in Thiene, Antransport der 10. ID. vom Ffongo zum 
XX. Korps, Heranziehen der 8. und 9. Alpinigruppe zur 52. ID. (Enego) im Grenz¬ 
kammraume, Feststellung großer Zeltlager — unter anderem im Raume südlich 
Cm. Maora —, anhaltend verstärkter Verkehr hinter der Front, erhöhte Artillerie¬ 
tätigkeit, Verdichtung der italienischen Luftsperre, anwachsende Zahl italienischer 
Überläufer. 
Co waren am 8. und 9. Juni Angehörige des italienischen IR. 213 zum Regi¬ 
ments übergelaufen. Sie berichteten, daß große Angriffe mit mächtiger Artillerie¬ 
vorbereitung gegen unsere Front bevorstünden. 
Auch gegenüber dem Mt. Forno steigerten die italienischen Batterien am 8. ihr 
Feuer. Offensichtlich neu eingestellte Batterien schossen sich vornehmlich auf die 
Räume hinter dem Mt. Forno ein. Die feindliche Fliegertätigkeit über dem 
Fornobereich ging weit über das Alltägliche hinaus. Am 8. Juni, 9 Uhr vormittags, 
lag schweres Artilleriefeuer auf der Novdkuppe des Mt. Forno. Ein Volltreffer lag 
nur wenige Schritte vor der linken Beobachtungsscharte, einer im Laufgraben zur 
Jnfanteriegeschützkasematte. Der Kampfgraben der 10. Komp, wurde an zwei 
Stellen verschüttet. Nach Aussagen der Überläufer war wegen des Einschießens der 
Artillerie die Vorstellung am 8. Juni früh geräumt worden; nur einige Posten 
blieben zurück. Außerdem öffnete der Feind gegenüber der 10. Komp., welcher 
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