Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

anspruchslos, gehorsam und pflichtbewußt — dem Frontsoldaten achtenswerte Kameraden, 
die das Schicksal wehrlos und uns zu Helfern gemacht hatte. Und während ihr Führer sich in 
einer unserer Deckungen wärmte, gingen sie noch hinaus in die Stellung, ja bis zu den 
Feldwachen, luden dort das Material ab und baten um ein Stück Brot oder um eine 
Zigarette — und bedurften keines Aufsehers, denn sie waren treu und auf die Italiener 
schlecht zu sprechen... Da auf einmal war der Wirbel los: Die Russen streiken! Jeder zehnte 
wird erschossen! So lauteten die Gerüchte, die von rückwärts zu uns kamen. Und warum? 
Weil man ihnen nun auch noch die tägliche Brotration wieder gekürzt hat! Kürzen zu müssen 
geglaubt hat! Und kürzen zu dürfen? Den braven Schwerarbeitern, von deren Leistungsfähig¬ 
keit so vieles abhing! Nein, da mußte geholfen werden! .Bitte, Herr Hauptmann, ich muß 
zum Kommando nach Corvara, wegen der Russen V Und dort setzte ich auseinander, was diese 
Leute leisten und was sie uns bedeuten. Das wurde weiter nach rückwärts gemeldet. Und 
sie erhielten bald wieder ihr Brot. Und erschossen würbe auch keiner. Aber nach einigen 
Tagen erschienen drei Mann in meiner Deckung auf Kohle und dankten höflichst und über¬ 
reichten mir eine schöne Holzschnitzerei. Wer ihnen meine bescheidene Fürsprache verraten 
hat, weiß ich nicht." 
So blieb den immer nur halb gefüllten, hungrigen Bauernmägen die Brotration 
ungeschmälert, und sie zeigten sich dankbar, diese ungeschlachten, von Winterfrösten 
in der ungewohnten Bergwelt und vom Heimweh gerüttelten Männer. 
17.1. In der taktischen Gliederung des Hl. Baons. trat am 17. Jänner insofern eine 
kleine Änderung ein, als die in Alpenrose als Brigadereserve stehende 9. Komp, 
geteilt wurde. Eine Halbkompagnie unter Lt. i. d. R. Ernst Fischer verblieb weiter¬ 
hin Brigadereserve in Alpenrose, während die andere unter Fch. i. d. R. Georg 
Rüdt Frh. v. Collenberg-Bödigheim als Bataillonsreserve in Köhle einzog. 
19.1. Am 19. traf vom Ersatzbataillon in Graz Lt. Hans Eastelliz mit einem Maschinen¬ 
gewehrausbauzuge — 2 MG., 31 Mann, 8 Tragtiere — ein. Der neue Zug wurde 
als 3. Zug der MGK. Hl angegliedert. 
21.1. Von den beiden russischen MGA. wurde die MGA. 4/V am 21. aus der Rechts¬ 
stellung (12. a Komp.) in den Nachbarabschnitt Col di Rode verlegt und durch den 
neuen 3. Zug der MGK. Ill/27 ersetzt. Die beiden russischen Maschinengewehre der 
MGA. 6/V verbleiben auch weiterhin in der Rechtsstellung. 
Trotz der winterlichen Unbilden — auch am 29. Jänner wütete wieder ein 
entfesselter Schneesturm — entfalteten die beiderseitigen Artillerien an manchen 
Tagen eine lebhaftere Tätigkeit. Besonders empfindlich machte sich das aus süd¬ 
westlicher Richtung kommende Feuer der feindlichen Ornellabatterien geltend. 
Unsere Kanoniere blieben aber die Antwort nicht schuldig. Rotschanze, Siefgrat 
und Col di Lana bildeten die gesuchtesten Ziele unserer Batterien. Das Infanterie- 
gewehr kam lediglich bei gelegentlichen Feldwachengeplänkeln zur Geltung, in der 
27er-Front vor allem bei der Feldwache 4 auf dem Siefgrate und bei Feldwache 2 
vor der Mittelstellung mit ihrem Gegenüber, der im Zielstreifen 175 6 stehenden 
feindlichen Feldwache der Rotschanzenstellung. Hier war am 29. Jänner ein Opfer 
zu beklagen: Inf. Franz Hübler der 10. Komp., der trotz seiner Verwundung auf 
seinem Beobachtungsposten ausharrte, wurde durch einen zweiten Schutz tödlich 
getroffen; dem Gefallenen wurde die filb. TM. 1. Kl. verliehen. 
Die erste Auszeichnung am Mt. Sief — die silb. TM. 2. Kl. — hatte sich Korp. 
Simon Lehofer der 12. Komp, als schneidiger Führer einer Erkundungspatrouille 
am 6. Jänner verdient. 
1 LstLt. Kienzl versah den Dienst des zweiten Bataillonsadjutanten. 
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