anspruchslos, gehorsam und pflichtbewußt — dem Frontsoldaten achtenswerte Kameraden,
die das Schicksal wehrlos und uns zu Helfern gemacht hatte. Und während ihr Führer sich in
einer unserer Deckungen wärmte, gingen sie noch hinaus in die Stellung, ja bis zu den
Feldwachen, luden dort das Material ab und baten um ein Stück Brot oder um eine
Zigarette — und bedurften keines Aufsehers, denn sie waren treu und auf die Italiener
schlecht zu sprechen... Da auf einmal war der Wirbel los: Die Russen streiken! Jeder zehnte
wird erschossen! So lauteten die Gerüchte, die von rückwärts zu uns kamen. Und warum?
Weil man ihnen nun auch noch die tägliche Brotration wieder gekürzt hat! Kürzen zu müssen
geglaubt hat! Und kürzen zu dürfen? Den braven Schwerarbeitern, von deren Leistungsfähig¬
keit so vieles abhing! Nein, da mußte geholfen werden! .Bitte, Herr Hauptmann, ich muß
zum Kommando nach Corvara, wegen der Russen V Und dort setzte ich auseinander, was diese
Leute leisten und was sie uns bedeuten. Das wurde weiter nach rückwärts gemeldet. Und
sie erhielten bald wieder ihr Brot. Und erschossen würbe auch keiner. Aber nach einigen
Tagen erschienen drei Mann in meiner Deckung auf Kohle und dankten höflichst und über¬
reichten mir eine schöne Holzschnitzerei. Wer ihnen meine bescheidene Fürsprache verraten
hat, weiß ich nicht."
So blieb den immer nur halb gefüllten, hungrigen Bauernmägen die Brotration
ungeschmälert, und sie zeigten sich dankbar, diese ungeschlachten, von Winterfrösten
in der ungewohnten Bergwelt und vom Heimweh gerüttelten Männer.
17.1. In der taktischen Gliederung des Hl. Baons. trat am 17. Jänner insofern eine
kleine Änderung ein, als die in Alpenrose als Brigadereserve stehende 9. Komp,
geteilt wurde. Eine Halbkompagnie unter Lt. i. d. R. Ernst Fischer verblieb weiter¬
hin Brigadereserve in Alpenrose, während die andere unter Fch. i. d. R. Georg
Rüdt Frh. v. Collenberg-Bödigheim als Bataillonsreserve in Köhle einzog.
19.1. Am 19. traf vom Ersatzbataillon in Graz Lt. Hans Eastelliz mit einem Maschinen¬
gewehrausbauzuge — 2 MG., 31 Mann, 8 Tragtiere — ein. Der neue Zug wurde
als 3. Zug der MGK. Hl angegliedert.
21.1. Von den beiden russischen MGA. wurde die MGA. 4/V am 21. aus der Rechts¬
stellung (12. a Komp.) in den Nachbarabschnitt Col di Rode verlegt und durch den
neuen 3. Zug der MGK. Ill/27 ersetzt. Die beiden russischen Maschinengewehre der
MGA. 6/V verbleiben auch weiterhin in der Rechtsstellung.
Trotz der winterlichen Unbilden — auch am 29. Jänner wütete wieder ein
entfesselter Schneesturm — entfalteten die beiderseitigen Artillerien an manchen
Tagen eine lebhaftere Tätigkeit. Besonders empfindlich machte sich das aus süd¬
westlicher Richtung kommende Feuer der feindlichen Ornellabatterien geltend.
Unsere Kanoniere blieben aber die Antwort nicht schuldig. Rotschanze, Siefgrat
und Col di Lana bildeten die gesuchtesten Ziele unserer Batterien. Das Infanterie-
gewehr kam lediglich bei gelegentlichen Feldwachengeplänkeln zur Geltung, in der
27er-Front vor allem bei der Feldwache 4 auf dem Siefgrate und bei Feldwache 2
vor der Mittelstellung mit ihrem Gegenüber, der im Zielstreifen 175 6 stehenden
feindlichen Feldwache der Rotschanzenstellung. Hier war am 29. Jänner ein Opfer
zu beklagen: Inf. Franz Hübler der 10. Komp., der trotz seiner Verwundung auf
seinem Beobachtungsposten ausharrte, wurde durch einen zweiten Schutz tödlich
getroffen; dem Gefallenen wurde die filb. TM. 1. Kl. verliehen.
Die erste Auszeichnung am Mt. Sief — die silb. TM. 2. Kl. — hatte sich Korp.
Simon Lehofer der 12. Komp, als schneidiger Führer einer Erkundungspatrouille
am 6. Jänner verdient.
1 LstLt. Kienzl versah den Dienst des zweiten Bataillonsadjutanten.
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