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Granate wandert aus breiten Mäulern über die Schlucht hinweg.
Du hörst den Abschuß nicht, siehst nichts vom Einschlag. Nur den
kurzen Abschnitt ihres Weges gerade über der Schlucht kannst du
mit dem Gehör verfolgen. Granate auf Granate in endloser Folge,
leise rauschend, heiser zischend, gemächlich vorwärtstrudelnd, ein
seltsam einförmiges, unsichtbares, unfaßbares Klanggewebe. Aber
für Sekunden immer nur hörbar. Dann wird alles wieder auf-
gefressen von dem trommelnden Geklirr im Süden und dem vier-
fach aufpeitschenden Schlag der Feldbatterie am Rande der
Schlucht . . .
Regen, Regen, Regen . . .
Laute Rufe schallen. Peitschen klatschen, Gäule straffen sich im
Geschirr. Die Pioniere sind fertig. Der Munitionswagen ist beiseite
geräumt. Es geht weiter. Langsam entwirrt sich der Knäuel.
Trübe Helligkeit quillt herein. Das Artilleriefeuer mattet ab. Ein-
zelne Hammerschläge nur dröhnen noch. Sekundenlang herrscht
Totenstille...
Und nur der Regen rauscht. Unaufhörlich, unbarmherzige
tötend ...
* * *
In der Nacht vom 17. zum 18. und vom 18. zum 19. Oktober
löste das Res.Jns.Regt. 90 das Jnf.Regt. 84, beide von der
54. Division, im Abschnitt rechts und links vom Douaumont, gegen-
über Fleury, in vorderer Linie ab. Am 19. übernahm der Stab
des Res.Jnf.Regts. 90 die Geschäfte des diensttuenden Regiments-
Kommandeurs auf Fort Douaumont. Die Bataillone verteilten
sich folgendermaßen: ein Bataillon im linken Abschnitt bei und hart
nordwestlich Fleury (Bataillonsstab in den Unterständen am Bahn-
dämm), ein Bataillon nordwestlich daran anschließend (Bataillons-
stab im M-Raum), ein Bataillon als Bereitschaft in den Stollen-
anlagen am Steilhang und im Fort Douaumont.
Die Ablösung vollzog sich einigermaßen glatt und ohne große
Verluste. Eine am Mittage des 17. Oktobers stattfindende außer»