Volltext: Douaumont [1] (Band 1/1925)

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Notwendigkeit einer in jedem Augenblick angespannten Wachsam- 
keit. Nirgends im ganzen Abschnitt betrug die Entfernung vom 
Feinde mehr als hundert Meter. Und zwischen den Parteien ein 
einziges Feld tiefer Trichter, eine ausgezeichnete Gelegenheit für 
örtliche Überfälle. Aber auch der Franzose kam in seiner Stellung 
nicht zum Behagen. Auch er war vollauf damit beschäftigt, sich das 
Wasser vom Leibe zu halten. Das nach Süden hin ansteigende 
Gelände erschwerte zudem die Beobachtung der französischen 
Stellung aus der vorderen deutschen Linie heraus. Nur vom rechten 
Flügel des Abschnitts aus konnte man eine brauchbare Übersicht 
gewinnen. Kaum ein Anhalt für die Orientierung im Gelände war 
gegeben. Am Tage ging es noch zur Not. Die Trümmer von 
Fleury, der Einschnitt der Bahnstrecke, das Profil des Douaumont 
und die wohlbekannte Formung des Geländes gaben dem Ein- 
geweihten die nötigen Winke. Nachts aber war es fürchterlich. 
Hilflos und richtungslos stolperte man durch die Trichter in 
strömendem Regen oder bei knarrender Frostkälte über ein mit 
Feuerüberfällen besätes und von schweren Einschlägen fast stündlich 
zerhacktes Gelände. Wer hier nicht unterrichtet war über die Ge- 
Heimnisse des Bodens, für den war das Hingelangen zum Ziel aus- 
geschloffen. Auch der Eingeweihte geriet oft in die höchste Verlegen- 
heit. Ein durch Stunden hin andauerndes Zerstörungsschießen 
genügte, um den betreffenden Abschnitt von Grund aus umzu- 
modeln und jedes Mittel der Orientierung zu zerschlagen... 
Das furchtbarste aber war der Nachtfrost. Am 20. Oktober 
jagte ein scharfer Nordost die Regenwolken auseinander. Den 
ganzen Tag über fuhr ein eisiger Sturm über die Trichter und 
abends stieg eine Nacht von märchenhafter Sternenklarheit auf. 
In ihr kam der Frost. Die Mecklenburger standen fo tief im Grund- 
waffer, daß ihnen die Nässe über den Stiefelrand in die Füße drang. 
Die Grabenwände, soweit solche vorhanden, stürzten zusammen, 
von frierendem Wasser gesprengt. Die Erdschollen froren steinhart 
und verdoppelten die Sprengwirkung der Granaten. Meldegänger 
waren vor Frostbeulen an Händen und Füßen nicht mehr imstande, 
aufrecht zu gehen, und krochen auf allen Vieren zum Douaumont, 
rissen sich die Hände an den harten Schollen blutig. Verwundete
	        
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