Volltext: Die Schlacht vor Paris [26/IV. Teil] (Band 26 4. Teil / 1928)

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Der Rückmarsch des Korps. 
abgekommen waren, erfuhren dagegen erst durch die neben ihnen 
fechtenden Truppen der 22.Res.Div. von dem befohlenen Rückzüge, den 
sie dann auch bei dieser Division antraten. In St. Soupplets erging 9 
abds. der Befehl zum Rückmarsch, den die dort ruhenden Bataillone in 
Ordnung über la Ramee auf Puifieux begannen. In la Ramse ließ 
Generalmajor v. Dresler die übermüdeten Truppen längere Zeit rasten. 
Noch nach dem Abmarsch der Kompagnien suchte der Batls.Arzt des 
Res.Jäg.Batls. 4,Dr. Karlewski, mit seinen Krankenträgern nach 
Verwundeten und versorgte sie, Bitterkeit gegen den Rückmarschbefehl 
im Herzen. Die 2. und 3./Res.Felda. 22blieben noch in ihren Stellungen, 
die Anweisung zum Zurückgehen hatte die Batterien im Dunkeln nicht 
erreicht (vgl. S. 51). Auch erhebliche Teile der vordersten Linien der 
7. Res.Div. erhielten den Befehl nicht, sie blieben unter ihren Offizieren 
noch einen großen Teil der Nacht hindurch am Feinde. Beim II./Res. 72 
war Hptm. v. Menges mit seiner ö. Komp. nach dem Vorstoß in den 
Wald nördlich Chambre Fontaine (vgl. S. 22) selbständig ein Stück 
zurückgegangen; nachdem er dann seine Leute durch einen strammen 
Parademarsch wieder fest in die Hand bekommen hatte, war die Kom- 
pagnie mit aufgepflanztem Seitengewehr zur Abwehr feindlicher Gegen- 
stöße in Stellung gegangen. Hierher überbrachte 10° abds. Gefr. 
Schulz den Abmarschbefehl, den er im Munde versteckt hatte. 
Bei der I./Res.Felda. 7 begann man nach Einbruch der Dunkelheit 
mit der Bergung der zusammengeschossenen Batterien, die aber durch den 
Pferdemangel außerordentlich erschwert war. In treuer Kameradschaft 
half mancher Infanterist und Jäger den Resten der Batteriebedienungen. 
Als Ersatz für die ausgefallenen Bespannungen waren Fahrer und 
Pferde von den Kolonnen vorbesohlen worden. Als diese gerade am 
Gefechtsstande des Generalkommandos vorbeikamen, sprengte ein Ossi- 
zier auf General v. Gronau zu und meldete so laut, daß es die Vorbei- 
reitenden hören konnten, der Feind sei im Vormarsch. Kaum hatten die 
tüchtigen Kolonnenfahrer das vernommen, da waren sie schon im Dunkel 
der Nacht verschwunden. General v. Gronau verbot zunächst einmal dem 
Offizier energisch, derartige Tatarennachrichten so unvorsichtig laut zu 
erstatten, dann ließ er ihn Näheres berichten. Sogleich stellte sich 
heraus, daß der übereifrige Offizier zurückmarschierende deutsche Ko- 
lonnen für Feind gehalten hatte. Aber das Gerücht pflanzte sich natürlich 
eilends weiter fort. Die 1./Res.Felda. 7 mußte sich selber helfen und tat 
dies fo erfolgreich, daß sie nach angestrengter Arbeit schließlich nur einige 
bewegungsunfähige Munitionswagen stehen zu lassen brauchte.
	        
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