Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

Das IX. A.K. überschreitet kampflos den Petit Morin, 17 
auf Villiers - St. Georges, St. Bon, Villouette und Escardes führenden 
Straßen. 
Bei und nördlich Montceaux lag die 5. Kav.Div., weit getrennt von 
der anderen Hälfte ihres (1.) Kav.Korps, der Garde-Kav.Div., die bei la 
Ferte-Gaucher lange Zeit aufgehalten und deshalb nur bis Chartronges 
gekommen war, wo sie völlig hinter dem linken Flügel des 2. Kav.- 
Korps stand. 
Für das IX. A.K. war der 4. September mit heftigem feindlichen Ar- 
tillerie-Feuer vom Südufer des Petit Morin her zur Neige gegangen. 
Es galt also am 5. September zunächst, diesen schwierigen Abschnitt zu 
überwinden und dann die Linie Neuvy—Esternay zu erreichen. 
Noch klang der heftige Kanonendonner, der am vergangenen Tage bis 
zum Dunkelwerden westlich Montmirail das liebliche Petit Morin-Tal er- 
füllt hatte, nach, als strahlend die Sonne des 5.September ihren Tages¬ 
lauf begann. Dichte Dunstschleier webten über dem Bachgrund und ließen 
noch nicht erkennen, ob der Feind drüben auf den Höhen von Montrobert 
und Cornantier den schwierigen Übergang über den Abschnitt verwehren 
wollte. Gespannt beobachteten Infanterie und Artillerie der 18. Jnf.Div. 
aus ihren Stellungen zwischen Marchais und Montcoupot nach Süden, ob 
nicht Geschütze verräterisch aufblitzten, um neuen Kampf einzuleiten. 
Nicht zum ersten Male kämpften Preußen gegen Franzosen auf diesem 
Boden. Die „Colonne Commömorative" an der großen Heerstraße östlich 
Marchais ließ ernste Gedanken aufsteigen an jenen 11. Februar vor 
hundert Jahren, an dem der große Korse hier mit Überlegenheit die mit 
den Preußen verbündeten Russen unter Sacken schlug; nur das Ein- 
greifen der Preußen unter Jorck konnte damals den Verbündeten den 
Rückzug ermöglichen. Wer konnte ahnen, daß sich hier bei Marchais 
nach wenigen Tagen das Kriegsglück zum zweitenmal gegen tapfere 
preußische Truppen wenden sollteI 
Wie 1814 Preußenblut hier geflossen war, so hatte auch gestern 
manch Braver des IX. Korps sich für sein Vaterland opfern müssen. 
Mitten unter den vordersten Truppen war der Stab der 18. Jnf.Div. be- 
sonders hart mitgenommen worden. An der Wegegabel nördlich Marchais 
hatten französische Schrapnells den 1. Adjutanten, Major v. F u ch s, und 
einen Ordonnanz-Offizier, Oblt. B e h n, zu Tode getroffen und den Ge- 
neralstabsoffizier. Major v. G e l l h o r n, sowie Oblt. Delitzsch (2. Ad- 
jutant) und Oblt.d.R. Scheidemann (Ordonnanz-Offizier) verwundet. 
Bald wurde es klar, daß der Gegner zurückgegangen war. Verein- 
zelt sah man noch Abteilungen und Fahrzeuge über die Höhen südwestlich 
Marnedrama 1914, 1. Teil. 2
	        
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