Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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der Umwandlung des deutschen Stabes der Heeresgruppe in einen türki- 
schen nicht mehr zutrafen. Die Mehrzahl von ihnen hatte auch erkannt, 
daß die offenen und geheimen Widerstände der nachgeordneten türkischen 
Dienststellen einen ausschlaggebenden Einfluß ausschlössen. Ein deutscher 
AbteUungs-Ches konnte aber unmöglich die Verantwortung übernehmen 
für Maßnahmen, die unter Ausschluß seiner Mitarbeit, häufig im Wider- 
fpruch mit dem von ihm für richtig erkannten, türkischerseits getroffen 
wurden. 
Dies galt auch besonders für mich als den deutschen Armeearzt, der 
ich doch für den gesamten, also auch den türkischen Sanitätsdienst der 
Heeresgruppe allein die Verantwortung trug. Unvereinbar mit einer 
leitenden Stellung überhaupt war es, daß man von den Türken immer 
wieder vor vollendete Tatsachen gestellt und höchstens zu Hilfe gerufen 
wurde, wenn es nötig war, angerichteten Schaden wieder gutzumachen. 
Es blieb zu erwarten, daß diese Schwierigkeiten zumal unter einem türki- 
schen Chef des Stabes künftig nur noch zunehmen würden. Dieser Stand- 
punkt deckte sich wohl auch mit den Anschaungen des nunmehrigen Ober- 
befehlshabers, der dem Antrag der deutschen Offiziere im Stabe auf Ent- 
Hebung von ihren Dienststellen keinen Widerstand entgegensetzte. Um die 
dienstlichen und persönlichen Interessen der deutschen Angehörigen der 
Heeresgruppe zu wahren, wurde beim Stabe eine „Abteilung für deutsche 
Angelegenheiten" unter Leitung des bisherigen Oberquartiermeisters, 
Major L u d l o f f, geschaffen. Der deutsche Etappenarzt, Oberstabsarzt 
Lambert, der zugleich mit der türkischen Uniform den Rang eines 
osmanifchen Sanitäts-Oberstleutnants angenommen hatte» wurde dieser 
Abteilung als leitender Sanitäts-Offizier zugeteilt. Der Umbau des bis- 
her deutschen Stabes im türkischen Sinne wurde schnell und gründlich vor- 
genommen. Die Mehrzahl der deutschen Offiziere trat in allernächster Zeit 
die Heimreise an. Daß sie bis zum vollständigen Eintreffen der türkischen 
Nachfolger die Dienstgeschäfte weiterführten, war selbstverständlich. 
Das persönliche Verhältnis zwischen den deutschen und türkischen 
Mitgliedern des Stabes war korrekt höflich, führte aber bei der Verfchie- 
denheit der Anschauungen auch im außerdienstlichen Verkehr und dem un- 
ousrottbaren Mißtrauen auf türkischer Seite zu keiner intimeren An- 
Näherung. Jene deutsche Kameradschaft, wie sie unsere höheren Stäbe 
wie die Truppe mit einigendem Band umschloß, konnte naturgemäß hier 
nicht vorhanden sein. Das gegenseitige Vertrauen, der Geist und die be- 
lebende Frische der Aussprache, wie sie den engeren Stab des Generals 
v. Falkenhay n stets, auch unter den schwierigsten äußeren Umständen, 
JMrlm.
	        
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