Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

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Die Argonnen die „Thermopylen Frankreichs". 
Boden, der so viel deutsche Kraft und deutsche Art in sich aufgesogen 
hatte, konnte uns nicht mehr als fremdes Land erscheinen! 
Aber noch tiefer müssen wir forschen, um den letzten Grund jenes 
rätselhaften Heimatgefühls zu entdecken: es ist die Eigenart der Land- 
fchaft, die mit ihren bewaldeten Höhen, ihren verschwiegenen Tälern, 
ihren murmelnden Bächen, ihren rauschenden Eichen und Buchen das 
deutsche Herz gefangennimmt. Tief im Blute steckt uns Germanen die 
Freude am Wakdleben. Wir lieben den Wald in seinem zu jeder Jahres- 
zeit verschiedenen Kleide, im knospenden Frühling, im heißen Sommer, 
in seinem bunten Herbstlaub und in seiner winterlichen Poesie. Das ist 
es: Die Argonnen erinnern an die heimatlichen deutschen Wälder. 
Und das ist kein Zufall: Die Ardennen und ihr südlicher Aus- 
läufer, die Argonnen, bilden wie die Vogesen, der alte deutsche Wasgau, 
ein Grenz- und Übergangsland mit denselben Naturformen, die auch 
unsere westlichen deutschen Mittelgebirge aufweisen. Das eigentliche 
„Frankreich" beginnt erst bei den kahlen Kalkhöhen und den Weinbergen 
der Champagne. 
Daß die Argonnen auch von den Franzosen unbewußt als Grenz- 
laNd empfunden werden, beweist der Ausdruck, der in der französischen 
Revolution für sie geprägt wurde: die „Thermopylen Frankreichs", 
wo das Innere des Landes, der „geheiligte Boden Frankreichs" in 
ähnlicher Weise verteidigt werden sollte, wie einst L e o n i d a s am 
Engpaß der Thermopylen den Persern den Eintritt in das Innere 
Griechenlands verwehrte. 
Auf den Charakter der Argonnen als Übergangsland weift auch 
ihre geschichtliche Entwicklung hin. Die Geschichte der Argonnen ist 
sowohl zur Römerzeit, wie auch zur Zeit der fränkischen Kaiser, die ja 
deutschen Stammes waren, aufs engste verknüpft gewesen mit der Ge- 
schichte des westlichen Deutschlands. Gehörte doch bis zum Mittelalter 
das Maasgebiet zum großen Teil dem deutschen Reiche an. Verdun 
war, genau wie Metz, deutsche Bischofsstadt. 
Als E ä f a r s Legionen Gallien unterjochten, rodeten und besiedelten 
die Römer das unermeßliche Waldgebiet, das sich östlich der „Katalau- 
nischen Felder" fast ohne Unterbrechung bis zum Rhein ausdehnte. Ihre 
gewaltigen Straßenbauten, die „Römerstraßen", liefen schnurgerade 
durch das ganze politisch und geographisch zusammenhängende Gebiet. 
Reste davon sind noch heute erhalten, und jeder Argonnenkämpser kennt 
die „Haute Chevauchee voie Romaine", die von Süden nach Norden den
	        
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