Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

Die Erziehung zum Gedanken der Volksgemeinschaft. 
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rissen, aber das waren Ausnahmen. Im allgemeinen bestimmten nur 
zwei seelische Faktoren das Leben im Schützengraben: Disziplin und 
Pflichtgefühl. Und wenn in dies eintönige, mühselige Dasein hin und 
wieder der Schimmer eines Glücksgefühls fiel, so war die Veran- 
lassung dazu auch meist sehr prosaischer und materieller Art: solche Licht- 
blicke gab es schon, wenn das Essen mal warm und reichlich war, wenn 
die Feldpost Liebesgaben brachte, wenn der vom Posten- oder Schanz- 
dienst ermüdete Mann durchnäßt in feinen mit Laub und Decken aus- 
gepolsterten Unterstand kroch und dort beim Scheine eines brennenden 
Kerzenstumpfes sich am Holzkohlenfeuer wärmen und seine müden 
Glieder zu karg bemessenem Schlaf ausstrecken oder mit den Kameraden 
eine Stunde verplaudern konnte. 
Auch der Offizier stellte sich rasch um. Das enge Zusammenleben in 
„Dreck und Speck" mit den Mannschaften ließ die sozialen Unterschiede 
in den Hintergrund treten; er lernte die menschlichen Eigenschaften besser 
kennen als im Frieden oder im Bewegungskriege. Der Mann bekam 
jetzt erst den richtigen Begriff von der Verantwortung des Führers, 
und der Offizier tat ganz neue Einblicke in das Seelenleben seiner 
Untergebenen. Der Krieg wurde der große Erzieher zum Gedanken der 
Volksgemeinschaft. Das Gefühl gemeinsam geteilter Leiden und Freuden 
und die daraus entspringende Kameradschaft schuf eine Stimmung, die 
den ersten Kriegswinter besser überstehen ließ, als man es angesichts der 
übermenschlichen Schwierigkeiten in diesen Verhältnissen vermutet hatte. 
Mit voller Zuversicht konnte General v. M u Ä r a seine Truppen in den 
für den Kampf um die Herrschaft in den Argonnen entscheidenden 
Sommer 1915 hineinführen.
	        
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