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Ausbau der rückwärtigen Verbindungen.
senkrecht auf die Front zuführende Straßen waren überhaupt nicht
vorhanden. Das gebirgige Waldgelände bildete gewissermaßen ein
kleines Kriegstheater für sich. Die weite Entfernung der Kampftruppen
von ihrer Verpflegungsbasis und die Schwierigkeiten des Nachschubes
bereiteten der höheren Führung gerade im Winter besondere Schwierig-
keiten, die sie aber — das sei vorweg gesagt — in bewundernswerter
Weise durch rechtzeitig in Angriff genommene Verkehrs- und Organi-
fationsmaßnahmen zu überwinden verstand. Die Anlage neuer Fahr-
straßen in den Wald hinein, wie der Halberstädter- und Württemberger-
Straße, war noch bei gutem Wetter, im Oktober, begonnen, ebenso
wurde im Walde selbst die Wegebesserung mit Hochdruck betrieben.
Außerdem begann das weitvorausschauende Generalkommando schon im
Herbst mit dem Bau von Feld- und Förderbahnen. Obwohl bei der 27.
Jnf.Div. sich die meisten Truppenführer gegen die Anlage von Feld-
bahnen in den Wald hinein aussprachen, weil sie davon eine Zunahme des
feindlichen Artilleriefeuers auf das rückwärtige Gebiet befürchteten,
wurde schon im November mit dem Bau zweier Strecken, von Apremont
über Montblainville und von Senuc über die Eharlepaux-Mühle in das
Gebirge hinein, begonnen. Im Laufe der Zeit wurde das Feld- und
Förderbahn-Netz immer weiter ausgebaut, da es sich bald als einfach
unentbehrlich erwies. Für den ungeheueren Bedarf an Kampf- und
Pioniergerät, Munition für Artillerie und Minenwerfer, Graben- und
Stollen-Material hätten in den späteren Kämpfen weder das Wegenetz
noch die Kraft der Pferde ausgereicht. Auch der Abtransport der Ver-
mundeten in die Lazarette, die Zufuhr von Lebensmitteln, Post und
Liebesgaben an die Front wurden durch die Feldbahn wesentlich be-
schleunigt und erleichtert. Im Laufe des Winters und des Frühjahrs
1915 war das Feldbahnnetz schon fo ausgebaut, daß man aus dem
Innern des Waldes, von Bagatelle, St. Hubert und Barricade Pav.»
aus dem Moreau- und Meurisson-Tal sowie vom „Bahnhof" Drei Tan-
nen, westlich des Offon-Baches, den unmittelbaren Anschluß an die große
Bahn Chatel—Senuc—Ehallerange—Amagne—Charleville erreichen
konnte. Die Feldbahnen hatten teils Dampf-, teils Motor-Betrieb.
Das schwierigste Problem war die Verpflegung der vorderen Kampf-
truppen mit warmem Essen. Die Feldküchen waren meist am Rande des
Waldes ziemlich weit von der Front entfernt eingebaut. Von dort
fuhren die Küchen das Essen in den Wald an bestimmte Ausgabeplätze,
wo es nach Anbruch der Dunkelheit von den Essenholern empfangen und
in Kochgeschirren in die Schützengräben geschleppt werden mußte, hun-