Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

dritten März 1915, frühmorgens bei Hellwerden, lag die 
1 Lorettohöhe unter einem leichten Nebel, der sich allmählich zu 
einem feinen Sprühregen entwickelte. 
Ein Morgen wie jeder andere, feit die schönen Tage des Februar 
vorüber. Ein wenig Streufeuer, bei Morgengrauen erwachend, auf 
Gräben und Verbindungswege gerichtet, und ab und zu eine kurze 
Serie von Mafchinengewehrfchüsfen, die in den aufgeweichten Dreck 
klatschten. Alles wie sonst, mit der Regelmäßigkeit sich abspielend, die 
nun allmählich auch hier oben eingekehrt. 
So rücken die Zeiger auf den Uhren langsam weiter, und zögernd 
heben sich die Umrisse des Berges aus den dämmerigen Schleiern. 
Dieses Erwachen des Schlachtfeldes aus der Nacht hat stets etwas 
Quälendes, Schwermütiges. Es ist, als ob ein Frösteln über das Land 
gehe . . . kein fröhlicher Heraufzug des Morgens wird hier erlebt, 
sondern ein bleicher Abzug der Nacht, beladen mit einem schlechten Ge- 
wissen . . . denn jedesmal hat sie dem Tod Vorschub geleistet dort oben 
mit ihrem dunklen Mantel. Und wie sie lautlos und heimtückisch davon- 
schleicht, scheint sie den Morgen noch anzuspornen und aufzuhetzen, zu 
vollenden, was sie begonnen . . . denn schon werden die Stimmen leb- 
haster rings im Kreise, die den Tod zu verkünden gewohnt sind. Frech 
springt ein Rauchball auf die Grabenböschung und hockt eine Weile dort 
wie ein kreischender Raubvogel, nach Beute sich umschauend. Hat er 
sie wohl ergattert oder nicht? Niemand merkt es, der sich nicht gerade 
in seiner Nähe befindet. Aber vielleicht sind schon die Sanitäter an 
der Arbeit, einem den Rock aufzuschneiden und das Blut zu stillen . . ..
	        
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