Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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Da er aber auch daselbst nicht mehr sicher war, flüchtete er sich 
unter Lebensgefahren, indem der Kaiser alle Wege besetzt hatte, 
nach Sachsen, das allein auf Seite des Papstes stand, wo er 
bei dem Erzbischöfe Adilgoz von Magdeburg ein sicheres Asyl 
fand. Da, während dieses vorging, Propst Berbinus sich und 
sein Stift allenthalben bedrängt sah und nirgends Schutz und 
Schirm fand, hielt er es, nachdem er sich mit Konrad ins Ein¬ 
vernehmen gesetzt hatte, gleichfalls für gerathener, das Stift zu 
verlassen und kehrte demnach heimlich und ohne seinen Mitbrüdern 
sein Vorhaben entdeckt zu haben, in sein Vaterland zurück; worauf 
auch diese, gleich einer Heerde ohne Hirten, sich zerstreuten und 
Niemand, oder nur sehr Wenige, wie die Chronik berichtet'), in 
dem zum dritten Male verödeten Hause zurückblieben. 
Kaiser Heinrich V. fing endlich, das Loos seines VaterS 
fürchtend, indem die Unzufriedenheit in Deutschland immer bedenk¬ 
licher wurde, an einzulenken und, nachdem der von Allen 
erwünschte Reichsfriede zu Würzburg 1121 im Oktober hergestellt 
war, kehrte Erzbischof Konrad auch wieder zu seiner Heerde 
zurück. Eine seiner ersten Angelegenheiten war die 1106 zur 
Hebung Per Kirchenzucht in Angriff genommenen Reformen wie¬ 
derum aufzunehmen und in Ausführung zu bringen. Sowie er 
sich selbst zur kanonischen Lebensweise bekannte, so führte er 1122 
solche gleichfalls bei dem Klerus seiner Kathedralkirche ein, indem 
er denselben zur gemeinschaftlichen Lebensweise unter der Regel 
des heiligen Augustin anhielt, diejenigen Kleriker hingegen, welche 
sich hiezu nicht entschließen zu können vermeinten, an andere 
Kirchen versetzte. Diesem Kirchenfürsten hat auch Reichersberg 
sein Wiederaufleben zu verdanken und verehrt in ihm gleichsam 
seinen zweiten Stifter; denn er stellte im nämlichen Jahre die 
verfallenen Gebäude wieder her, vermehrte das Einkommen und 
besetzte es wiederum mit Chorherren unter dem Propste Gott¬ 
schalk, der bereits nach der heimlichen Entfernung des Propstes 
Berbinus die Leitung des Hauses übernommen hatte. Im Jahre 
1126 weihte Konrad die Stiftskirche sammt dem Hochaltare zu 
!) Chron. p. 161.
	        
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