Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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jede Partei von der andern verletzt glaubte. Der Bischof über¬ 
trug die Untersuchung zweien seiner Kanoniker, nämlich Hartung 
Von Echepaw und Meingott dem Jüngeren von Waldekk. Worauf 
dann die von beiden Theilen erwählten Schiedsrichter Ortolf von 
Murring, Kanonikus von Passau, Magister Johannes und der 
Notar Otto, beide Kapläne des Bischofes, dahin entschieden, daß 
alle Ansprüche auf eine Schadloshaltung für die Vergangenheit 
durch gegenseitige Verzichtldstung aufgegeben und zur Vermeidung 
künftiger Collisionen keine Leiche eines Pfarrangehörigen von 
Obernberg, der im Stifte Reichersberg seine Ruhestätte sich erwäh¬ 
let, vor Vollendung des Todtengottesdienstes in der Kirche zu 
Obernberg hieher dürfe gebracht werden; doch soll der Pfarrer 
von Obernberg denselben nicht zu spät hinausschieben, damit nicht 
durch solche allzulange Verzögerung die daran theilnehmende Volks¬ 
menge auseinandergehe oder der Kirche zu Reichersberg dadurch 
ein Nachtheil erwachse. Auch soll es dem Pfarrer von Obern¬ 
berg frei stehen, entweder in eigener Person oder durch einen 
andern Priester bei solchen Leichenbegängnissen seiner Pfarrange¬ 
hörigen auf einem Seitenaltare der Stiftskirche Reichersberg eine 
heilige Messe zu lesen und sich mit den bei dieser Messe ihm dar¬ 
gebrachten Opfergaben begnügen, außer welchen er keine weitere 
Gebühr fordern darf. Diesen Schicdspruch, welchem beide Parteien 
sich unterwarfen, bekräftigte dann Bischof Wernhard am I I. Februar 
1311 zu Passau mit seiner Unterschrift und seinem Siegel'). 
Auf Richers Ansuchen bestätigte^) Bischof Wernhard den 
22. Februar 1313 auch das mit Pfarrer Marquard wegen des 
hiesigen Frauenklosters getroffene Uebereinkommen. Im nämlichen 
Jahre noch starb Propst Richer und erhielt Otto II., der früher 
durch einige Zeit Viear zu Bromberg war, zu seinem Nachfolger 
(1313 —1320), welcher am 28. August 1313 die Verbrüderung 
seines Stiftes mit dem der Benediktiner zu Ebersberg zu Stande 
brachte. Die Regierung dieses Propstes fiel gerade in die höchst 
unruhige Zeitperiode hinein, wo Friedrich von Oesterreich und 
') Mon. boic. IV. 463. 
*) Original.
	        
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