Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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Vorwort 
Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung sind ein Ehrenamt, 
das zu fördern in den Pflichtenkreis eines jeden Gebildeten gehört. 
Unter diesem Gesichtspunkt und bei der Bedeutung, die Lebens- 
Schilderungen, zumal Autobiographien, für den Historiker bieten, 
geht meine Anschauung dahin, daß jedermann verpflichtet sei, seinen 
Lebensgang und seine Lebensarbeit zu schildern, sofern er Wissens 
wertes erlebt oder durch seine Lebensstellung in der Lage war, den 
Gang großer Ereignisse — welcher Art immer — aus der Nähe zu 
beobachten. Nur muß er es als eine Ehrenpflicht ansehen, die Dinge 
und Ereignisse zu erzählen, wie er sie wirklich gesehen und nicht 
etwa nachträglich kombiniert hat. 
Ich selbst habe nicht nur ein langes, sondern auch unendlich vari 
iertes Leben hinter mir. Als schaffender Minister, als Führer in 
großer, siegreicher Schlacht stand ich auf den höchsten Höhen so 
zialer Position, und ich mußte dann auch die tiefsten Tiefen mensch 
lichen Schicksals durchschreiten. Auch der Umstand, daß mein Le 
ben und Erinnern im alten, absolutistischen, äußerlich so machtvoll 
dagestandenem Kaisertum Österreich begann und sich derzeit in dem 
Torso bewegt, der als Republik Österreich das kleinste und um- 
dräuteste Glied unter den selbständigen Nationalstaaten repräsen 
tiert, die Anschauungen von einst und jetzt aber durch Welten ge 
trennt sind, läßt meine Erlebnisse eigenartig und erzählenswert er 
scheinen. Aus diesem Grunde halte ich mich auch zu dem Titel des 
Werkes berechtigt, überdies zu einer Schilderung meines Lebens ver 
pflichtet. 
Mein Leitmotiv bei diesen Schilderungen ist stets die unbedingte 
und ungeschminkte Wahrheit! Ich sage sie auch dann, wenn sie 
anderen oder dem System unangenehm sein sollte. 
Die dokumentarischen Beweise sind der Hauptsache nach in den 
vorliegenden Blättern enthalten. Die Originale liegen bei mir in 
Verwahrung. 
Es liegt mir sehr am Herzen, daß meine Leser nicht den Eindruck 
persönlicher Eitelkeit oder Selbstlobes bei der Lektüre jener Stellen
	        
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