Volltext: Der Josephinismus

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ließ 1 . Die Idee des Gesamtstaates, überhaupt starke ,,Staats 
gläubigkeit“, bleibt dann bis in die Zeit Franz Josephs ein 
Zeichen josephinischer Stimmungen. Josephinische Publizisten 
verkündeten, daß Privilegien und gewährte ,,Freyheiten zum 
Nachteil des Staates immer ungültig“ seien 2 3 . Die Neigung zum 
Ausbau eines zentralen Staatsapparates zog den Abbau der stän 
dischen Einrichtungen nach sich. Die Vorrechte des Adels im 
Staate wurden in starkem Maße beschnitten, sein bisheriger 
Einfluß auf den Regierungsapparat beseitigt 8 . Vorliebe für die 
bürokratische Zentralisierung und starke Betonung des staat 
lichen Ordnungsanspruches sind die ganze Zeit hindurch der 
Prüfstein für das Vorhandensein politisch-joscphinischer Auf 
fassungen. Im Gegensatz zur weltanschaulichen und kirchlichen 
Entwicklung haben sich hierin die ursprünglichen Anschauungen 
aus der Zeit Josephs II. herauf bis in die zweite Hälfte des 
19. Jahrhunderts kaum verändert. Ob es sich um die Sonder 
stellung der einzelnen Länder handelte 4 , oder um den Aufbau 
der Verwaltung, immer hat der Josephinismus und auch die 
von ihm nur beeinflußten Strömungen die Notwendigkeit einer 
strafferen Zusammenfassung betont. Als Mittel dieser Zentrali 
sierung galt die Bürokratie, die unter Joseph II. eine bis zum 
Zusammenbruch der Monarchie weiterwirkende Ausprägung 
erfahren hat. Sie — und nicht so sehr das Heer, dem der Jose- 
phiner ursprünglich sogar weniger positiv gegenüber steht 5 * * — 
sollte die Klammer sein, die die Einheit des Staates gewähr 
leistete. Der Glaube an das Beamtentum, an die bürokratische 
Staatsmaschine, ist ein hervorstechendes Merkmal josephinischer 
*) Mit Recht wird dies von Hugo Hantsch, Die Entwicklung Österreich-Ungarns 
zur Großmacht. Freiburg 1933, 127 f., hervorgehoben, dem ich für die Beurteilung 
des josephinischen Fragenberichtes überhaupt wesentliche Gesichtspunkte ver 
danke. 
2 ) Johann Rautenstrauch, Warum kömmt, 13. 
3 ) Vgl. Hock-Bidermann, a. a. O., 103 ff, 160 ff. 
4 ) Vgl. Harold Steinacker, a. a. O. 
6 ) Erst im Laufe der Zeit scheint die Sympathie für das Militär gestiegen zu 
sein, in dem Maße als man sah, daß das Heer nötig sei, die Einheit des Reiches 
zu verteidigen.
	        
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