Volltext: Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding

Kunstgeschichtlicher Überblick. 
XIX 
Die künstlerische Stärke der Barockplastik zeigt sich aber vor allem in der Holzschnitzerei. Hier ist es wirklich 
bodenständige Gestaltungskraft, die in einer überaus fruchtbaren, weit verbreiteten künstlerischen Tätigkeit 
sich Ausdruck verschafft. Es ist vor allem überraschend, wie hoch im allgemeinen das durchschnittliche Niveau 
handwerklichen Könnens liegt. Die lokalen Meister, auf die der reiche Denkmalbestand aufzuteilen ist, sind 
noch keineswegs genügend erforscht, um bestimmte Persönlichkeiten schärfer herausarbeiten zu können. Und 
allzu willkürlich wird jede bessere barocke Plastik im nördlichen Innviertel mit dem Namen Schwanthaler 
etikettiert. Sicherlich ist noch mancher tüchtige Bildhauer hier tätig, dessen Namen bis jetzt unbekannt ist. 
Überdies gibt gerade die starke volkstümliche Verwurzelung dieses Kunstschaffens ihm einen anonymen Cha 
rakter wie im Mittelalter. 
Der älteren, noch renaissancemäßig gebundenen Schule gehört der Schärdinger Joh. Klein an, der als alter 
Mann (schon alt und verdrossen, wie es in einem Bericht heißt) die streng statuarischen Apostelgestalten am 
Brunnenthaler Hochaltar ausführt (1668). Die Auswirkung der Schwanthaler Werkstatt in Ried macht sich 
vor allem im Pramthal geltend. Die beiden sehr ähnlichen Vortragskreuze in Taufkirchen und Diersbach dürften 
Thomas Schwanthaler zuzuschreiben sein. Guby hat wohl mit Recht auch die Sebastiansgruppe und die 
Schutzmantelmadonna am Hochaltar der Sebastianskapelle in Andorf für ihn in Anspruch genommen. Der 
nächsten Generation, die Franz Schwanthaler vertritt, gehören zwei querrechteckige Reliefs im Pfarrhof 
zu Andorf an, die ähnlichen Darstellungen, ursprünglich im Gasthof Freudenstein in Ried, jetzt im Besitz 
des Hofrates Gellnbrunner in Gmunden, sehr nahestehen. Die beiden Andorfer Reliefs in Hochformat zeigen 
schon einen weicheren, flüssigeren Stil und sind vielleicht Johann Peter d. Ä. zuzuweisen, der 1759 die Werk 
statt seines Vaters übernimmt, aber jedenfalls schon vorher mit ihm zusammen gearbeitet hat. Ihm steht 
auch ein Ecce homo im Schärdinger Museum nahe, das mit einer kürzlich von der Staatsgalerie in Wien er 
worbenen, gleichen Darstellung, die von Fr. M. Haberditzl dem Johann Peter Schwanthaler zugeschrieben 
wurde 1 ), gleiche künstlerische Herkunft zeigt. Mit Recht ist wohl auch ein kleines Kruzifixus im Schärdinger 
Museum auf seinen Namen getauft. 
Noch unsicher bleibt die künstlerische Persönlichkeit der Schärdinger Bildhauer Peter Walbel (Waibel) und 
seines Nachfolgers Matthias Kager, der sich als ein tüchtiger Rokokobildhauer erweisen würde, falls Gubys 
Zuweisungen der Seitenaltäre in der Pfarrkirche zu Raab, der Kanzel in Münzkirchen und des Lesepultes in der 
Pfarrkirche zu Schärding zu Recht bestehen. 
Die weißgefaßten Holzplastiken in Suben dürften von dem Passauer Bildhauer Josef Deutschmann stammen, 
der auch in der Bibliothek in Fürstenzell arbeitet. Zweifelhaft bleibt die Zuschreibung der Erzengelstatuen in 
Engelszell an Franz Anton Zauner, die auf einer späten Quelle beruht, und bei dem ganz barocken Cha 
rakter der Figuren auch stilistisch nicht zu erhärten ist. Jedenfalls könnte es sich nur um Arbeiten aus der 
Lehrzeit bei seinem Onkel Deutschmann in Passau handeln 2 ). 
Die Malerei des XVII. Jhs. ist nur schwach vertreten. Die bedeutendste Arbeit ist das Hochaltarblatt vom 
Münchner Hofmaler Karl Pfleger in Brunnenthal (1668), erwähnenswert das Altarblatt in Pyrawang (1656). 
Von den großen Barockmeistern ist Michael Rottmayr durch ein schlecht erhaltenes, beschnittenes Altarblatt 
in der Schärdinger Pfarrkirche vertreten, das wohl aus der Zeit seiner Tätigkeit im Passauer Dom stammt 
(1693—1695). Ebenso dürfte das Altarblatt in der Kapuzinerkirche in Schärding von dem Tiroler Michel 
angelo Unterberger mit dessen Aufenthalt in Passau und Straubing, vor seinem Eintreffen in Wien im 
Jahre 1738, Zusammenhängen. Für die Ausmalung der neuen Stiftskirche in Suben beruft man den Tiroler 
Jakob Zeiler aus Fürstenzell, wo er 1744, 1745, zugleich mit Joh. Modler, der ebenfalls nach Suben kommt, 
arbeitet. Neben ihm malt der einheimische Meister Joh. Georg Unrueh die Altarblätter des Hochaltars und 
der beiden großen Seitenaltäre in den Querarmen. Er ist auch in Passau (Stiegenhaus der Neuen Residenz, 
1768, wieder zusammen mit Modler), in Dommelstadl (neben Paul Troger) und Hutthurm (1755) tätig. In der 
Pfarrkirche zu Schärding arbeitet der Münchner Maler Joh. Adam Müller (1726, 1727); in der Kapuzinerkirche 
b Amicis, I (1926), S. 26 mit Abbildung. 
2 ) Vgl. darüber R. Guby, Die Stiftskirchen in Wilhering und Engelszell, im Jahrb. d. kunsthist. Inst. XII. (1918), S. 114. 
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