Volltext: Das Verkehrswesen nach dem Kriege [34/35]

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Berlin für den zwischenstaatlichen Nachrichtenverkehr viel 
weniger in Betracht gekommen sind als andere Großstädte. 
Welche nachteiligen Wirkungen dies für die Mittelmächte 
während des Krieges zur Folge hatte, ist bekannt. Die üblen 
Erfahrungen sollten uns zur Lehre dienen. Gerade beim Ver¬ 
kehrswesen ist es nicht zulässig, auf die Ertragsfähigkeit eines 
jeden einzelnen Dienstzweiges hinzuwirken; es muß vielmehr 
ohne jeden Fiskalismus das große Ganze stets im Auge be¬ 
halten werden. Die Preßtelegramme verdienen daher jede 
nur mögliche Begünstigung, zumal die Presse während des 
Krieges, der ihren Leserkreis sehr erweitert hat, in ihrer Macht 
wesentlicht erstarkt ist. Der Staat, dessen Presseeinrichtungen 
rückständig sind, wird auf dem Weltmärkte den kürzern ziehen. 
Der Fernsprechverkehr läßt während des Krieges, 
soweit die Zivilbevölkerung in Betracht kommt, viel zu wün¬ 
schen übrig. Man darf aber nicht vergessen, daß uns nur eine 
sehr geringe Anzahl von Fernleitungen zur Verfügung steht, 
weil die politischen und militärischen Gespräche den größten 
Teil der Leitungen in Anspruch nehmen. Dies gilt besonders 
von den Westkombinationen, die den Verkehr mit Deutschland 
zu bestreiten haben. An eine Besserung der Verhältnisse ist 
nach Ansicht der Telephonverwaltung nicht nur während des 
Krieges, sondern zumindest auch zwei Jahre darüber hinaus 
nicht" zu denken. Wäre der Krieg nicht dazwischen gekommen, 
so hätte beispielsweise in Wien spätestens im Jahre 1918 der 
automatische Verkehr allgemein eingeführt werden können. 
Gegenwärtig bestehen jedoch erst 17000 Automatennummern, 
während 33000 Abonnenten noch aus den Vermittlungsverkehr 
angewiesen sind. 
In den Kreis der Staaten, die (durch „kontrollierte" 
Privatgesellschaften) über die unterseeische Telegraphie 
gebieten, kann Österreich-Ungarn seiner ganzen Struktur nach 
nicht eintreten. Dagegen vermögen wir die jüngste der mo¬ 
dernen Verkehrsanstalten, die Funkentelegraphie, erheblich 
auszugestalten und uns dadurch von der ausländischen Kabel¬ 
telegraphie zum größten Teile unabhängig zu machen. Daran 
wurde wohl auch im Laufe des Krieges gedacht. Dies beweist 
der Umstand, daß im ersten Kriegsjahre der Radioverkehr 
zwischen Triest und Barcelona für die private Korrespondenz 
eröffnet wurde und daß späterhin der Privattelegraphenverkehr 
mit den neutralen Ländern auch durch die von der österrei¬ 
chischen Telegraphenverwaltung erbaute Großradiostation 
vermittelt worden ist. 
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