Volltext: Unsere künftige Wirtschaftspolitik [20]

Verträge durch die Zollsuspension schassen, durchdie der fest¬ 
gesetzte Zwischenzoll außer Kraft bleibt, bis die Regierung 
auf Antrag der beteiligten Industrie eine bezügliche Verord¬ 
nung erläßt. Ob sich ein gemeinsamer Auhentaris erstellen 
lassen wird, wie dies vielfach vorgeschlagen wird, erscheint sehr 
fraglich. Die Zollsätze dieses Außentarifes müßten so hoch sein, 
daß sie auch der schwächsten Industriegruppe genügenden 
Schutz gewähren, d. h. Deutschland müßte in den meisten Fällen 
für den Verkehr nach außen Zölle übernehmen, die Ungarn für 
seine eigene Entwicklung für nötig hält. Das kann Deutschland 
mit Rücksicht auf seine übrigen Handelsbeziehungen nicht, 
denn wir dürfen nicht vergessen, daß unser Verkehr mit Deutsch¬ 
land fast 40% unseres Außenhandels, der Verkehr Deutschlands 
mit uns aber nicht einmal 10% seines Außenhandels beträgt. 
Auch bei dem Abschlüsse von Handelsverträgen mit dem Aus¬ 
lande wird es sich mehr um eine moralisch wirkende Kooperation 
als um ein völlig gleichartiges Vorgehen handeln, denn sonst 
hätte der Teil mit dem geringsten Interesse den größten Einfluß 
auf das Zustandekommen. Eine Handelspolitik mit so viel 
selbständigen Regierungen und Gesetzgebungskörpern wäre zu 
völliger Ohnmacht verurteilt. 
In den sonstigen Handelsbeziehungen wird namentlich 
unser Verhältnis zum nahen Orient besondere Aufmerk¬ 
samkeit erfordern. Dabei muß man sich vor den Überschweng¬ 
lichkeiten gewisser Modeenthusiasten, die plötzlich im Orient 
einen Ersatz für die ganze übrige Welt zu finden glauben, 
ebensowohl hüten, wie vor den zagen Zweifeln mancher 
deutscher Wirtschastsgeographen, die in Klima und Boden 
eines Landes eine unüberschreitbare Schranke seiner kulturellen 
Entwicklung erblicken wollen. Die Balkanhalbinsel und ganz 
Vorderasien versprechen sehr viel, aber nur bei organischer 
Fortentwicklung der eigenen Kräfte dieser Länder, nicht durch 
künstliche Aufpfropfung von fremden Einrichtungen, und dann 
auch nicht über Nacht, weil das wirtschaftliche Gedeihen nicht 
das Ergebnis einer Förderung auf beschränktem Gebiete, son¬ 
dern nur des tatkräftigen Zusammenwirkens aller Zweige der 
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