Volltext: Vom toten Österreich

nisch und manchmal ein wenig deutsch; mit Bekannten, 
Verwandten und im Amte beide Sprachen und auch 
ruthenisch und rumänisch. Der Vorstand meinte, er 
könnte „polnisch“ schreiben, denn im Amte und im 
Kaffeehaus hat man keinen Umgang und daher auch 
keine Umgangssprache — „weil sitzt man immär“. Herr 
Schneider wollte es jedoch mit keiner Seite verschütten 
und schrieb deshalb in die Rubrik Umgangssprache: 
„Neutral! Ist sich nicht gleich, wechselt.“ 
Die Jahre vergingen, und die Schneiders nahmen 
einen glänzenden Aufstieg. Schneider rückte in eine 
höhere Rangstufe und erhielt in einer tschechischen Stadt 
einen wesentlich erweiterten Wirkungskreis und natür— 
lich auch eine noch höhere Bezahlung — zweihundert— 
fünfzig Kronen mehr im Jahre. 
Die Luxusbedürfnisse in seiner Familie stiegen. Frau 
Schneider gebar infolgedessen abermals einen Sohn. 
Man taufte ihn Jaromir. 
Die Mutter verwandelte sich mit Hilfe ihrer kro— 
atisch-polnischen Kenntnisse in eine Tschechin. Aus dem 
erstgeborenen Sprößling Franciszek wurde ein Frantisek. 
Vater Schneider schüttelte den Kopf. Sein ruhiges, 
ebenes Beamtenleben ohne Schicksale gelangte an nie 
geahnte und nie recht verstandene Hindernisse. Die neue 
Umwelt wurde ihm quälend. Im galizisch-bukowinischen 
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