Volltext: Linz, AT-OOeLB, Hs.-1112 (Schiffmann, Konrad: Tagebuch [Arbeitstagebuch der Bibliothek]. Begonnen 1908 [geführt bis 1934])

werden müßte, wenn ein zweites Stockwerk aufgesetzt würde. Für dieses 
hirnrissige Projekt Meiß-Teuffens, der es mit seiner gern praktizier 
ten Überrumpelungsmethode durchdrücken möchte, soll also der Staat 
Geld ausgeben, für Dienstwohnungen hat er aber angeblich keines. Die 
hiesige Postdirektion wollte auch schmarotzen und ein Postamt in der 
neuen Bibliothek unterbringen, was aber im Unterrichtsministerium 
scharfe Ablehnung erfuhr. Weil Meiß von Anfang an sich im Neubau an 
siedeln wollte, darum beantragte er auch keine Dienstwohnung für 
den Direktor. 
Das "Tagblatt" vom 1. April bringt die Nachricht, dem Dombaumeister 
Schlager seien für den Neubau der Studienbibliothek von der christl. 
Gewerkschaft ländliche Arbeitslose aufgedrängt worden, worauf der 
Polier erklärt habe, mit diesen Leuten könne er den Bau nicht aus 
führen, und vom Bau weggegangen sei. Alles erlogen. Die Arbeiter 
werden von der industriellen Bezirkskommission zugewiesen und der 
Polier erlitt einen Nervenzusammenbruch und geht Jetzt nach 43 Jahren 
Arbeit in Pension, aber das hängt nicht mit der Arbeiterfrage zu 
sammen. Am 17. April erklärte mir die Bauleitung, sie müsse, wenn 
nicht rasch aus Wien eine Erledigung komme, den Bau einstellen. Die 
Akten lägen derzeit bei Hofrat Bick und es sei trotz mehrmaliger 
Urgenz keine Erledigung zu erreichen. Am 20. April sprach ich in die 
ser Angelegenheit bei Hofrat Jahn, dem Leiter der Bauabteilung der 
o.ö. Landesregierung, vor. Dieser erklärte, den Bau auf keinen Fall 
einzustellen, sondern ihn, da offensichtlich von Wien keine Geneh 
migung der weitergehenden Pläne zu erreichen sei, nach dem ursprüng 
lichen Plan, aber mit vergrößertem Lesesaal, fortzuführen. Ich wandte 
mich hierauf gegen die Absicht, den Festsaal zu verschmälern, und 
begründete die absolute Notwendigkeit eines solchen Raumes von ent 
sprechender Größe. Ferner wandte ich mich gegen die Verbauung des 
für Erweiterung des Speichers freizuhaltenden Geländes in der Feld 
straße durch ein dreistöckiges Bürohaus und erklärte, ich hätte 
mich mehr als 20 Jahre um ein Bibliotheksgebäude bemüht, nicht aber 
um ein Regierungsgebäude. 
Am 21. April sagte ich dem Pfarrer Hintermaier in Traun gesprächs 
weise, die Bibliothek komme auf den Schillerplatz zu stehen und 
davor werde sich einmal das Schiller-Denkmal erheben. Das hätte 
man sich ersparen können, meinte darauf der würdige Pfarrherr, und 
auf meine verwunderte Frage nach dem Warum, erklärte er beinahe 
/(/io
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.