Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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gut mit uns Menschen meint; drum klagen wir nie über ihre Fügungen. „Der 
Mensch denkt und Gott lenkt". „Denen, die Gott lieben, gereicht alles zum Besten". 
(Röm. 8, 28.) 
Ein Arzt ist jetzt in Münzbach, Kreuzen und Zell. Nach Münzbach haben 
wir 7/4 Stunden, nach Kreuzen nicht viel weniger, nach Zell auch soviel, nach 
Pierbach und nach Rechberg je eine Stunde, nach Mönchdorf zwei Stunden nach 
Pabneukircheu stark 1 1/2 Stunden, nach Grein und Perg 3 1/2 Stunden. Von 
letzteren zwei Wegen ist die Straße nach Grein am schönsten, neu gebaut, meist 
ziemlich eben, aber einsam; mehr Abwechslung hat für Naturfreunde eine Wanderung 
nach Perg. Der eigentliche frühere sogenannte Touristenweg führt nach Grein über 
die Ortschaft Thomasreith. — Außer der uns am nächsten gelegenen Burgruine 
Klingenberg bietet sich für den Touristen ein dankbarer, lohnender nicht un- 
interessanter Ausflug über Pierbach nach Ruttenstein. Die Ruine Ruttenstein gehört 
zur Herrschaft der Koburger. Die Ruine Klingenberg gehört zur Herrschaft Linzer 
Domkapitel, welche auch in nächster Nähe ein Försterhaus besitzt mit einem Revier- 
leiter, derzeit Herr Flatscher mit seiner Familie, ein recht freundlicher Mann, 
namentlich gegen die Armen. Ob von hier aus zur Ruine Klingenberg ein unter- 
irdischer Gang geführt hat, wie man oft hören kann, ausgehend von dem schon 
früher erwähnten Pölzleitnergut unweit der Schule, ist zum mindesten fraglich und 
heute nicht mehr zu beweisen. Wer unterzieht sich der Mühe der Nachgrabungen, 
wer zahlt die Kosten? Ist unmöglich, sagt einer. An der Möglichkeit ließe sich 
nicht zweifeln, aber eine Riesenarbeit wär's. Was werden heutzutage für Arbeiten 
durchgeführt unter der Erde? Und unser Stein ist Granitfelsen, nicht hart, leicht 
zum Sprengen, darum auch von Steinarbeitern und Steinmetzen für ihre Zwecke 
zu Stiegen und Stufen, aber weniger zu sogenannten Grandern für Wasser ver- 
wendbar. Der Granit ist grau. Zum Straße schottern wird er hier vielfach gebraucht, 
wird aber auch da bei öfterem Befahren der Straßen zu feinem Staub. An manchen 
Stellen findet sich auch etwas Sand, so z. B. an der Straße durch den Pfarrerwald, 
an der sogenannten Rampe. 
Eine sehenswerte Ruine ist in etwa 4 1/2 Stunden über Pierbach zu erreichen, 
die Ruine „Prandegg". 
Gegen Münzbach gelegen, finden sich nur mehr einige Mauerüberreste vom 
einstigen „Saxeneck", das Tal ist interessant, aber schwierig zu passieren. 
Ein Punkt ist interessant, die im Volksmund genannte „Ueberwachs", eine 
breite, steile, romantische Steinmasse, durch die das Wasser rinnt für kurze Zeit, 
der sogenannte Keferbach. Im Gemeindegebiet liegt in Ober-St. Thomas an diesem 
Wasser die Kefermühle, eine Strecke von zirka 3/4 Stunden weiter unten die Oehl- 
mühle am herüberen Ufer. Mehrere Mühlen am drüberen Ufer gehören zu Münzbach. 
Noch andere Mühlen reihen sich an bis hinaus gegen Klam, eine schöne Partie. 
Wie liegst du doch da, so weit und selig, du meine liebe Heimat, mein süßes 
süßes Himmelblau leuchten die Wellen der Wasser auf in den sonnensatten Wiesen 
und fessellos streicht mir das Auge hinaus in das Funkeln der Ferne. Hinaus bis 
zu den Steyrerbergen über das Silberband der stromabwärts rauschenden Donau 
mit ihrer romantischen Schönheit. Düster stehen sie da die Granitblöcke und Felsen, 
mit ihrem alten, losen Gestein grau und stumm, ein Denkmal alter vergangener 
Zeiten der Burgen und Schlösser. Ja, die alten Burgen! 
Gleich alten, grauen Frauen ziehen langsam die Sagen und Mären durch 
die still gewordenen Kammern und Burgen auf unseren Granitfelsen. Wenn mit 
Silberklang und Himmelsheimweh die Turmglocken läuten und hineinrufen in den
	        
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