Volltext: Was ist Bewusstsein?

Schema transzendieren, und daher auch eine Basis für die Erkenntnis bzw. die Erklärung von Bewusstsein, Denken und Erkenntnis bilden können. Eine zentrale Rolle spielt dabei auf beiden Seiten, sowohl auf Seiten der Ontologie (bezogen auf die Vorstellung von den physikalischen Entitäten) als auch auf Seiten der Erkenntnisvorstellung, das Konzept der Substanz, dessen Kern die autonome Bestimmtheit der Gegenstände der Erkenntnis bildet. Wenden wir uns unter diesem Gesichtspunkt dem Übergang von der klassischen zur modernen Physik zu. 1.2.1.6 Der Übergang von der klassischen zur modernen Physik Wenn die transzendentale Dimension der naturwissenschaftlichen Konzepte, wie festgestellt, von entscheidender Bedeutung für ein adäquates Verständnis des generalisierenden Erkenntniszugangs der Naturwissenschaft ist, dann müsste sich das gerade auch in Zusammenhang mit der Auffassung des Übergangs von der klassischen zur modernen Physik erweisen. Unter dem angesprochenen Gesichtspunkt der 'Abstraktion' besteht kein grundlegender Unterschied zwischen den Konzepten der klassischen und der modernen Physik, außer in Bezug auf deren 'Abstraktionsgrad' und damit verbunden, den Geltungsbereich ihrer Theorien. Die ontologischen Grundannahmen, die der metaphysischen Erkenntnisvorstellung zugrunde liegen, bleiben davon scheinbar vollkommen unberührt, wenn auch die Quantenphänomene in deren Rahmen unverständlich sind, und dementsprechend für Kopfschütteln sorgen. Doch sehen wir uns diesen Übergang im Hinblick auf die Rolle der Konzepte einmal genauer an. Er wird durch zwei Theorien markiert, nämlich die Relativitätstheorie und die Quantentheorie. Die Relativitätstheorie ist selbst ein markantes Beispiel für die transzendentale Rolle der Konzepte, denn sie ist direkt darauf gerichtet.126 Sie richtet sich gegen die Newtonschen Konzepte des absoluten Raumes und der absoluten Zeit (gewissermaßen das Fundament der klassischen Physik),127 und führt zum Verzicht auf die Annahme absoluter Bezugspunkte, und damit zum Konzept der Raumzeit. Und sie führt auch zur In-Frage-Stellung der Absolutheit anderer grundlegender Konzepte, wie Masse und Energie, und zu einer Verbindung der Konzepte von Raum und Masse. Diese veränderten Konzepte werden zwar auch mit der Zeit zum Schulwissen, dass sie aber nicht wie die der klassischen Physik ohne weiteres zum unbeachteten Inventar des Denkens werden, liegt nur daran, dass sie unsere gewöhnliche Wahrnehmung der Welt herausfordern. Die Quantentheorie stellt eine noch größere Herausforderung dar, denn sie lässt sich mit unseren gewöhnlichen Vorstellungen von der Welt nicht vereinbaren. Die Entdeckung der Quantelung der Energie stellte eine markante Zäsur in Hinsicht auf die klassischen Konzepte der Physik dar, die auf die Quantifizierung kontinuierlicher, 'analoger' Verhältnisse ausgelegt waren. Das Auftreten von Konstanten, diskreten Eigenwerten, warf in diesem Rahmen grundsätzliche Fragen auf.128 Diese Entdeckung führte schließlich, zusammen mit anderen, wie dem Welle-Teilchen-Dualismus, zu einer grundlegenden Veränderung der Auffassung von den elementaren Bausteinen der Materie, die mit den klassischen ontologischen Konzepten, insbesondere der Vorstellung als unabhängig zu 126 In der Durchlässigkeit der Grenze zwischen den Konzepten und den Theorien, bzw. in der Dialektik zwischen den Konzepten (die der Deutung der Phänomene zugrunde gelegt werden) und der darauf aufbauenden Erklärung (Theorie) besteht gerade die Stärke des naturwissenschaftlichen Erkenntnismodells. Sie macht im Unterschied zur Metaphysik keine direkten Aussagen über 'die Wirklichkeit', sondern bezieht implizit die Erkenntnisposition mit ein. 127 Eine wichtige Rolle in den Überlegungen, die dazu führen, spielt dabei das sog. Machsche Prinzip. In gewisser Hinsicht spielt der Positivismus Ernst Machs in Bezug auf die Relativitätstheorie eine ähnliche Rolle als 'Geburtshelfer', wie der Neopositivismus in Bezug auf den erkenntnistheoretischen Holismus. 128 Man kann übrigens auch in dem Auftreten einer solchen Zäsur durch eine einzelne, die Plancksche, Theorie einen Hinweis auf den fundamentalen Status der Konzepte erblicken, auf ihre Ankerfunktion im Hinblick auf das Konzept der Realität. 47
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