Volltext: Was ist Bewusstsein?

ihr Status ist daher (im Rahmen der holistischen Erkenntnissituation) dadurch charakterisiert, dass sie sich in Bezug auf die Erklärung der Phänomene bewähren müssen, indem sie ihre Relevanz unter Beweis stellen. Ihr Geltungsbereich ist definiert durch ihren Anspruch, und die Rechtfertigung dieses Anspruchs.109 Aus metaphysischer Sicht sind die Konzepte zwar ontologische, daher wiederum nicht subjektgebunden, aber eben zugleich auch nicht subjektunabhängig, sie haben in Bezug auf ihre transzendentale Stellung grundsätzlich den Charakter einer mehr oder minder gut fundierten Annahme. Es ist diese Art der transzendentalen Reduktion, die die naturwissenschaftliche Erkenntnisform fundamental von allen Arten gegenstandsbezogener Erkenntnis unterscheidet. Die gegenständliche Ebene löst sich auf in einem Referenzsystem, das transzendentalen Charakter hat, und so in gewisser Weise eine Erforschung der körperlichen Dinge in ihrem eigenen Recht ermöglicht. Dieses Referenzsystem ist zwar in Bezug auf seine Erkenntnisfunktion subjektabhängig, und hat diesbezüglich stets den Charakter von Vorläufigkeit, aber es ist nicht subjektgebunden.110 Was der einzelnen Wahrnehmung hier ihren 'Sinn verleiht' ist nicht der Gebrauchszusammenhang des Alltags, nicht der große Zusammenhang den die Metaphysik sucht, und nicht die Suche des Subjekts nach Orientierung in seinen Sinneseindrücken durch 'Verallgemeinerung', es ist vielmehr die Einpassung in transzendentale Konzepte. Der direkte Bezug der Wahrnehmung auf die Gegenstände wird abgelöst von dem Blick auf die Phänomene durch die Brille der Konzepte, in Form von Theoriebildung. Die Theoriebildung hat die Funktion der Spezifizierung, sie bestätigt die Richtigkeit der Konzepte in Form ihrer Anwendbarkeit auf konkrete Phänomene. Diese Bestätigung kann nicht durch unmittelbare Wahrnehmung erfolgen, sondern durch den Nachweise funktionaler Zusammenhänge, durch Erklärung. Erst auf dieser Ebene spielt Wahrnehmung im Experiment eine Rolle, erst dieser Zusammenhang weist der Beobachtung eine Bedeutung zu, die gänzlich unabhängig ist von unmittelbaren Beobachtungen und deren Verallgemeinerung.111 1.2.1.4 Die nominalistische Sicht der Naturwissenschaft Der Nominalismus verortet die Erkenntnis von Zusammenhängen grundsätzlich im Subjekt, und aufgrund der These von den Sinneseindrücken als primärer Quelle des Inhalts der Erkenntnis, kann die Erkenntnis von Zusammenhängen nur im Sinne von Verallgemeinerung aufgefasst werden (entweder rein empirisch, 'induktiv', oder im Kantischen Sinn). Seine Auffassung von der naturwissenschaftlichen Erkenntnis bezieht sich daher ausschließlich auf die funktionale Ebene, die Theorieebene.112 Die transzendentale Rolle der Konzepte verschwindet auf die eine oder die andere Weise im Subjekt (oder in der 'Methode'), der generalisierende Erkenntniszugang der Naturwissenschaft wird als Spezialfall des spezifizierenden, gegenstandsbezogenen, empirischen der Erkenntnis im allgemeinen betrachtet. Damit in Verbindung steht die Vorstellung, dass die Erkenntnis kausaler Zusammenhänge durch Beobachtung gestiftet werde, und die Theoriebildung als Verallgemeinerung empirischer 109 Nicht durch den Subjekt-Objekt-Gegensatz, dessen eigener Legitimationsanspruch (im Sinne der Erkenntnistheorie) durch die Fragwürdigkeit des Ideals der Gewissheit, wie wir gesehen haben, ohnehin zweifelhaft ist. 110 Die Konzepte rücken das Subjekt in Bezug auf dessen Erkenntnisfunktion aus seiner zentralen Position, indem sie grundsätzlich auch das Subjekt selbst umfassen (zumindest soweit es seine körperliche Existenz betrifft). 111 Das war eben der fortschrittliche Gedanke des Neopositivismus, dass die Rolle der Beobachtung im Experiment nicht im Gegenstandsbezug (in der Unmittelbarkeit) zu suchen ist, sondern in der Bestätigung, der Verifikation. Sein Scheitern liegt am gleichzeitigen Festhalten am nominalistischen Erkenntnismodell und dem Ideal der Gewissheit, das es unmöglich machte, die tragende, transzendentale Rolle der Konzepte zu würdigen. Er kann deshalb Theoriebildung nur in Verbindung mit Verallgemeinerung von Beobachtung verstehen. 112 Der Kritische Rationalismus unterscheidet sich diesbezüglich nur dadurch, dass er die Theorieebene von der Subjektvorstellung ablöst, ohne die ontologische Ebene der Konzepte von der Theorie zu unterscheiden. 42
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.