104 Z30jährige Erfahrungen als Priester in Madison.
mein Geschäft und handle nach meinem Prinzip. . . . . . Der
Redacteur der genannten Zeitung schrieb wie folgt: „Wir dach—
ten wohl, daß unsere Mitbürger, die über die Sechsuhr Mor—
genglocke sich beklagen würden, dafür eine Pille zu verschluk—
ken bekommen würden. Wohl suchten wir jene Klagen zurück—
zuweisen, aber wir wußten, die Kläger würden nicht auf uns
hören. Natürlich, niemand kann den Lärm aus der Welt schaf⸗
fen. Eine Welt ohne Lärm wäre ja nicht möglich. Und wenn
des Nachts zwischen zwei und drei Uhr der Chicago Eisenbahn—
zug herankäme auf einem Eisenbahngeleise aus Kautschuck (Rub—
ber), wie könnten dann jene Leute dort hören, wenn der Zug
ankommt? Ja, wir müssen Lärm haben; auch das Pfeifen der
Locomotiven vor den Brücken müssen wir haben, damit kein
Unglück passirt. Lärm gewiß. Auch der Zeitungsbursche würde
nicht gehört, wenn er Zeitungen herumträgt. Ein jeder hat in
diesem Lande der Freiheit das Recht, des Nachts aufzustehen,
und selbst dieses kann nicht geschehen ohne Lärm. Sprecht, sagt
mir ja nichts mehr über Geräusch.“
Dieses vorher Geschilderte geschah im Jahre 1878, im zweiten
Jahre meiner Pastoration in Madison.
Geschichte der Glocke.
Würden wir auf einmal alles Läuten abschaffen, so hieße das
die Geschichte von zwölfhundert Jahren zu ignoriren. Historia
magistra vitae. Und so haben die civilisirten Völker alle Glocken
gebraucht und sie durch die Reihe der Jahrhunderte vervoll—
kommt. China hat Glocken seit fünfzehnhundert Jahren. Ol—
mütz, Oesterreich, hat eine Glocke von 34,400 Pfund; Rom, Ita—
lien, von 31,400 Pfund, Pekin, China, von 40,000 Pfund,
Hildesheim, Preußen, von 10,000 Pfund, Rouen, Frankreich
von 30,800 Pfund, Wien, Oesterreich, von 31,400 Pfund, Er—
furth, Preußen, von 26,600 Pfund, Cöln, Preußen, von 21,600
Pfund, Kaiserglocke in Cöln von 5,400 Pfund, die St. Raphaels
Gemeinde in Madison von 3,500 Pfund, die St. Erlöser Ge—
meinde in Madison eine von 1825, 825 und 475 Pfund. Nun