Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Der hohen Blüte folgt im 16. Jahrhundert ein Niedergang des geistig-religiösen Lebens, das „grobianische Zeitalter‘ 
der Lage glaubte er an die magische Kraft seines 
Wahlspruchs, der Buchstabenfolge „AEIOU“. Auf 
alles, was er besaß, ließ er dieses Motto schreiben 
oder einmeißeln. Gegenüber allem äußeren An- 
schein sollte es bedeuten: „Alles Erdreich ist Öster- 
reich untertan.‘“ Dieser oberste Lehensherr zehrte 
von der Vision der künftigen Größe seines Hauses. 
Und er sollte recht behalten. Der unbeholfen schei- 
nende Mann holte sich aus dem fernen Portugal eine 
entzückende Frau, Eleonore von Portugal. Es wurde 
ihnen ein Sohn geschenkt, der alle Herrscher seiner 
Zeit, - und so viele nach ihm -, in den Schatten stel- 
len sollte: Maximilian I. 
Eigenartig wie Friedrich der III. gelebt hatte, so 
starb er auch in Linz. Er duldete es, dass ihm die 
Ärzte bei vollem Bewusstsein ein Bein absägten. 
Als er einige Zeit nach dieser Tortur starb, meinten 
die Mediziner, er habe sich durch den Genuss von 
unreifen Melonen den Tod geholt. Sein Herz ließ 
dieser skurrile und doch höchst bedeutsame Kaiser 
ınd oberster Herr über unser Gebiet/in der Linzer 
Stadtpfarrkirche bestatten. Seine Beziehung zur 
eigenen Ortsgeschichte verdient es, ein wenig über 
sein Wesen und Schicksal zu wissen. 
Der hohen Blüte folgt im 16. Jahrhundert 
ein Niedergang des geistig-religiösen Lebens, 
das „grobianische Zeitalter“ 2 E 
Kaiser Maximilian setzte den „ewigen Landfrieden“ 
durch und verhinderte damit die selbstzerstöreri- 
schen Kleinkriege. Unter diesem tatkräftigen Herr- 
scher erfreute sich unser Land einer ruhigen Epoche. 
In den neu errichteten und umgebauten Kirchen 
blühte das religiöse Leben. 
Die weltliche Schutzgewalt über die Nikolauskirche 
in Weissenbach war an die landesfürstliche Herr- 
schaft Ruttenstein gebunden. Die Patronatsherren 
ließen ihre Angelegenheiten weitgehend von beam- 
teten Pflegern erledigen. Der Einfluss der Herrschaft 
auf das pfarrliche Leben war beträchtlich. Die Vog- 
tei bestellte den Pfarrer. Die Auswahl hatte der Bi- 
schof bloß zu bestätigen. Bei seinem Amtsantritt 
musste der neu installierte Pfarrer an die Herrschaft 
eine beträchtliche Antrittsgebühr, das Possesgeld, 
erlegen. Auch dem Bischof war eine Taxe zu zahlen. 
Gewöhnlich fand der neue Ortspfarrer einen leer 
geplünderten Pfarrhof vor, denn die Herrschaft be- 
saß das „Spoliationsrecht‘“. Der gesamte Besitz des 
verstorbenen Geistlichen fiel dem obrigkeitlichen 
Grundherrn zu. Es gereicht den fehdefreudigen 
Liechtensteinern zur Ehre, dass sie bei ihren Rut- 
tensteinschen Patronatskirchen auf das Spoliations- 
recht verzichteten. Sie gewährten den ihnen untertä- 
nigen Pfarrern von Unterweißenbach, Königswie- 
sen, Pierbach und Schönau das Recht, dass nach 
ihrem Ableben ihr Besitz nach folgendem Schlüssel 
verteilt wurde: Ein Drittel sollte der Ortskirche zu- 
fallen, ein Drittel konnte nach freiem Ermessen 
testamentarısch vergeben werden und ein Drittel 
sollten notleidende Verwandte erhalten. Allerdings 
enthält der Revers vom 26. April 1484 die Ver- 
pflichtung, dass die vier Ortspfarrer an zwei Jahres- 
tagen und zwar am Montag nach dem Himmel- 
‚ahrtstag und am Montag nach Martini den adeligen 
Herren in einem ihrer Schlösser die „Aufwartung“ 
zu machen hatten. Jene ehrerbietige Huldigung 
durch die vier Pfarrer war den noblen Liechtenstei- 
aern offenbar mehr wert, als die eher kümmerlichen 
Habseligkeiten dahingeschiedener Priester. 
Weniger karg als in den mit nur wenigen Pfründen 
ausgestatteten Pfarrhöfen ging es in den bischöfli- 
chen Residenzen zu. Die Bischofswürde wurde 
damals an die jüngsten Mitglieder hochadeliger 
Familien verliehen, ob sich diese nun für den 
geistlichen Stand berufen fühlten oder nicht. So 
hatte der oberste Vorgesetzte des Weissenbacher 
Pfarrers, Bischof Friedrich Graf von Öttingen, selbst 
nie eine Weihe empfangen. Dennoch war er Bischof 
der riesigen Diözese Passau. Er starb 1490 in Linz 
ınter verdächtigen Umständen. Auch Bischof Ernst 
von Bayern hatte nie Weihen angenommen und war 
1eimlich vermählt. Die Zustände an den Bischofshö- 
fen waren Ärgernis erregend. Der 29-jährige 
Domdechant von Passau, Rupert von Mosham, 
pflegte seine Jagdhunde in die Domkirche mitzu- 
nehmen. Als Antwort auf den Spott der Domherren 
hielt er eine lateinische Verteidigungsrede über die 
Hunde ... 
Doch in unseren Landkirchen bewahrte sich, vom 
vertrauensvollen Glauben der einfachen Leute ge- 
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