Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Niedergang und Verfall von Ruttenstein als Herrschaftssitz 
Die Herrschaftsverwaltung kommt nach Weissenbach 
abwässer und das Schmelzwasser eingeleitet wur- 
den. 
In den heute schon verfallenen Küchenräumen 
wurde. an einer großen Feuerstelle gekocht, vor al- 
lem aber auch gebraten und geröstet. Ein Eisenge- 
stell ermöglichte das Aufhängen von Kochkesseln 
und das Drehen der Bratspieße über der Glut.' 
Der Großteil des Ess- und Trinkgeschirrs war aus 
Keramik gefertigt. Gebrochenes Geschirr wurde, 
wie die Bodenfunde belegen, auf einfachste Weise 
entsorgt und aus dem Küchenfenster geworfen. 
Gut zu speisen war das Privileg des Adels. Die ein- 
fachen Leute mussten sich mit Grütze, Getreidebrei, 
etwas Haferbrot, Rüben und Kraut zufriedengeben. 
Fleisch kam nur selten auf den Tisch. Vielfältiger 
war dagegen die herrschaftliche Tafel gedeckt. Im 
Abraum unterhalb des Küchentraktes finden sich 
reichlich Knochen von allen Haustierarten und von 
Wildbret. Fische versorgten die Burgleute vor allem 
in der streng eingehaltenen Fastenzeit mit eiweißrei- 
cher Nahrung. 
Das Trinken von Wein war ebenfalls eher den adeli- 
gen Burgleuten vorbehalten, denn Wein war sehr 
‚euer. Biertrinken galt für den Adel als unfein. 
Neben dem Essen und Trinken galt die Jagd als be- 
vorzugtes herrschaftliches Vergnügen. Sie war nicht 
aloß ein Mittel um für den Nahrungsnachschub zu 
sorgen, sondern zugleich ein Mittel gegen die stets 
drohende Langeweile, die in Friedenszeiten den 
Herren zu schaffen machte. Zur Zeit des Mittelalters 
hetzte man bei Treibjagden das Rotwild in ge- 
spannte Netze. Die von einer Hundemeute umzin- 
gelten Wildschweine wurden mit Sauspießen erlegt. 
Die Ruttensteinschen Untertanen waren bis ins 19. 
Jahrhundert zu Treiberdiensten verpflichtet. 
Als Krönung des Jagdvergnügens galt im Mittelalter 
reilich die Beizjagd mit einem Greifvogel, meist 
sinem Falken. Sie wurde besonders im Winter auf 
Niederwild ausgeübt. War Beute in Sicht, wurde 
dem Falken das Lederhäubchen vom Kopf gezogen. 
Sr stieg auf und schlug das Tier. Die Leber der er- 
Jagten Beute war sein Lohn. 
Der Niedergang des Rittertums zeichnete sich ım 
ausgehenden Mittelalter ab. Die Methode, schwer 
gepanzert in den Kampf zu ziehen, war überholt. 
Der Bolzen einer Armbrust vermochte die Panze- 
ung zu durchschlagen. Schließlich ersetzten die mit 
Feuerwaffen ausgerüsteten „Landsknechte‘“ die 
schwerfälligen Ritter zu Pferde. 
Auch mit der Anwendung des Schießpulvers bei den 
1euentwickelten Angriffswaffen verlor die Burg 
selbst viel von ihrer strategischen und schützenden 
Bedeutung. 
3ild: Jung-Isenheim, ca. 1920 
Der Jagdfalke zählte zum kostbarsten Besitz des adeligen 
Jägers 
Joachim Zeune. 2.2.0. 
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Niedergang und Verfall von Ruttenstein als Herrschaftssitz 
Die Herrschaftsverwaltung kommt nach Weissenbach 
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Auch nach dem Aussterben der Capeller wurde die 
Herrschaft Ruttenstein immer wieder verpfändet. 
Die Landesfürsten als ihre Besitzer waren in Ab- 
wehrkämpfe an der Ostgrenze des Reiches verstrickt 
und mussten immer wieder durch Verpfändungen 
die Kriegskasse auffüllen. Die Verpfändungen er- 
wiesen sich für die Burg auf die Dauer als nachtei- 
lig. Denn die meisten Pfandinhaber waren in erster 
Linie darauf bedacht, an der Burg möglichst wenig 
zu investieren. Den Untertanen aber pressten sie 
während der Pfandherrschaft soviel wie möglich ab. 
Die hochadeligen Familien, die die landesfürstliche
	        
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