Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

1246 sterben die Babenberger aus 
Wer wird Herr im herrenlos gewordenen Land und über Ruttenstein - Weissenbach? 
Von der Erlösung einer armen Seele 
Einmal ging ein Bauer spät abends. heim. Es war 
stockfinster und er sah fast nichts. Bei seinem Hof 
angekommen, brachte er das Tor nicht auf. Auf ein- 
mal erschien ihm ein Lichtlein, das ihm beim Auf- 
machen leuchtete. So konnte er in den Hof eintreten. 
Dankbar sagte der Bauer zum Lichtlein: „Vergelt’s 
Gott für dein Leuchten.“ Da sprach das Lichtlein 
darauf: “Auch ich sage Vergelt’s Gott, aber ich sage 
es dir, weil du mit deinem Vergelt’s Gott mich erlö- 
sen hast können.‘ Daraufhin zerfloss das Lichtlein 
und war entschwunden. Es ist eine leidende arme 
Seele gewesen.‘ 
Bild: Herbert Friedl 
„Mondnacht”, Aquatintaradierung, 1985, 32,5 x 23,5 cm 
A. Bauer, Sagen, O6. Heimatgaue 1927 
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Eine Zeit der Machtkämpfe brach im 13. Jahrhun- 
dert an. Am 15. Juni 1246 fiel der letzte Babenber- 
ger Friedrich II. im Kampf gegen den Ungarnkönig 
Bela. Er hatte sich als unwürdiger Nachfolger seiner 
Vorfahren erwiesen, die insgesamt gesehen, vor- 
bildliche Landesherren waren. Sie hatten Österreich 
von 976 bis 1246 regiert, zuerst im Rang von Mark- 
grafen, von 1156 an als selbstständige Herzöge. 
Auch für Unterweißenbach war es von Bedeutung, 
wem das Babenbergererbe nun zufallen sollte. Es 
begann ein Kampf um das herrenlos gewordene 
Land. Mächtige Herrschaftsfamilien, allen voran die 
ın Niederösterreich reich begüterten Kuenringer, 
irachteten ihre Einflusszone zu erweitern. Die Lage 
war deshalb äußerst instabil, weil auch dem Deut- 
schen Reich, in welchem die relativ selbstständigen 
Aderzogtümer zusammengefasst waren, kein Kaiser 
mehr vorstand, da der Dynastie der Hohenstaufen 
zın gewaltsames Ende gesetzt worden war. Als die 
Zustände immer unhaltbarer wurden, rief der öster- 
reichische Adel Ottokar von Böhmen aus dem 
Hause Premysl ins Land. Über Freistadt kommend 
rückte er bis nach Wien vor“ und wurde anfänglich 
allgemein willkommen geheißen. Seine Reform- 
jläne wurden begrüßt. Durch Zustimmung ermutigt, 
rachtete Ottokar sich im Erbe der Babenberger fest- 
zusetzen. In einem neuen Urbar, einem Güterver- 
zeichnis, ließ er die Besitzungen in unserem engeren 
Gebiet erfassen. Allerdings geriet Ottokar mit Ver- 
tretern des eingesessenen. Hochadels in Konflikt, 
sodass sich nunmehr eine Abfallbewegung abzeich- 
aete. Es fällt auf, dass eben zu jener Zeit Burgen, 
darunter auch die Holzburgen unserer Region, zer- 
stört worden sind. Es war für den Pfemysliden ein 
Keulenschlag, als die deutschen Kurfürsten am 29. 
September 1273 nicht ihm, sondern dem wenig be- 
züterten süddeutschen Grafen Rudolf von Habsburg 
die Kaiserkrone übertrugen. Eine Entscheidungs- 
schlacht zwischen Ottokar II. und Kaiser Rudolf von 
Habsburg war unausweichlich. Sie sollte für die 
weitere Geschichte unserer Region an Aist und 
Naarn wesentliche Bedeutung haben. Zum Kampf 
<am es am 26: August 1278 bei Dürnkrut im March- 
feld nördlich von Wien. Entschlossen tönte der 
Schlachtgesang der österreichischen Ritter über die 
Frühherbstliche Ebene: „Maria, Mutter, reine Magd, 
all unsre Not sei dir geklagt.“ Die böhmischen 
Streiter antworteten mit dem ältesten tschechischen 
geistlichen Lied: „Hospodine, pomilju ny! Jezu- 
<riste, pomiluj ny!‘“ („Herr erbarme dich unser, Je- 
’ vgl. Max Vancsa, Geschichte Nieder- und OÖ, Bd. 1, 1905
	        
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