Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Frau Christine Himmelbauer über ihre Zeit als Fürsorgerin in Unterweißenbach 
Frau Christine Himmelbauer erzählt über ihre 
Arbeit als Fürsorgerin in Unterweißenbach 
Ab wann konntest du deinen Beruf als Fürsor- 
pgerin ausüben? 
Am 8. Dezember 1951 kam ich nach Unterweißen- 
bach. Frau Hedwig Kern, eine erfahrene Kranken- 
schwester, war schon auf dem Jugendamt tätig. Wir 
hatten ein kleines Büro im Oberklammerhaus und 
waren bis September 1960 dort. 
Beim Walter-Schmied war eine Außenstelle des Ge- 
sundheitsamtes mit einem Röntgenapparat. Einmal 
im Monat, meistens am Montag, war ein Sprechtag. 
Wir konnten Aufnahmen entwickeln, machten das 
aber selten. Durch Impfaktionen für Neugeborene 
und der Schlachtung TBC-befallener Tiere auf den 
Bauernhöfen wurde die TBC fast ausgerottet. Es 
wurde untersucht, ob der Betreffende TBC hatte. 
Offene TBC bedeutete, dass im Auswurf und in der 
Atemluft Tuberkelbakterien waren. Das war an- 
steckend. Medikamente gab es nur wenige. Penizil- 
lin wurde nur bei Lungenentzündung verabreicht. 
Welche Aufgaben hattest du in erster Linie zu 
bewältigen? 
Wir mussten sehr viel Außendienst machen. Die 
Mutterberatung hielten wir auch in den Dörfern ab, 
weil die Leute keine Autos hatten. Sie hätten die 
Kinder von den Dörfern in den Markt zur Mutterbe- 
ratungsstelle tragen müssen. Die Mutterberatung 
wurde mit dem jeweiligen Gemeindearzt abgehalten. 
Rachitische Kinder bekamen Vitamin D und wurden 
anschließend vom Arzt weiterbehandelt. Zusätzlich 
frugen wir eine Höhensonne in die Häuser, um das 
Kind, hauptsächlich im Winter, zu bestrahlen. An- 
fangs bestrahlten wir nur ein paar Minuten und 
später wurde die Zeitdauer verlängert. Das war ein 
Sonnenersatz. Die pralle Sonne lehnten wir schon zu 
dieser Zeit ab. Wir sagten immer: „Der Baum- 
schatten wäre das Richtige für die Kinder.“ 
Wenn ein außereheliches Kind geboren wurde, ver- 
ständigte uns das Gemeindeamt. Wir gingen hin, um 
wegen der Vaterschaft eine Aufnahmeschrift zu ma- 
chen. Der betreffende Vater musste bei Gericht die 
Anerkenntnis unterschreiben. Später war das auch 
beim Jugendamt möglich. So konnte der Unterhalt, 
der nach dem Verdienst berechnet wurde, festgelegt 
werden. Das waren mindestens zehn Prozent des 
Einkommens. Wenn das funktionierte, mischten wir 
uns nicht mehr ein. Wurde der Unterhalt nicht 
pünktlich bezahlt, kam es zur Exekution. Wir waren 
für diese Kinder Amtsvormund. 
In meiner Zeit gab es im Gerichtsbezirk Unterwei- 
Benbach zwischen 450 und 500 Mündel. Manchmal, 
wenn es mit der Erziehung nicht klappte, waren wir 
auch für eheliche Kinder zuständig. 
Kinder abnehmen und 
zu Verwandten oder in ein Heim bringen 
waren das Argste, das einem passieren 
konnte 
Es gab auch Jugendgerichtsangelegenheiten - klei- 
nere und größere Vergehen. Wir gingen mit den 
Jugendlichen zum Gericht, verteidigten sie und 
standen ihnen bei. War ein Problemfall, mussten wir 
hei der Bezirkshauptmannschaf, um Unterstützung 
durch Gendarmerie-Assistenz ansuchen. In seltenen 
Fällen mussten wir auch Kinder abnehmen und zu 
Verwandten oder in ein Heim bringen. Solche 
Handlungen machten wir nur mit Gendarmerie-Be- 
gleitung. Das war das Ärgste, das einem passieren 
konnte. 
Früher gingen wir zu Fuß von Haus zu Haus oder 
Ortschaft zu Ortschaft. Bei diesen Fußmärschen 
lernten wir Land und Leute kennen. Wenn irgendwo 
seit kurzem Windeln zum Trocknen vor dem Haus 
hingen, gingen wir hinein und sprachen mit den 
Eltern über Themen, wie Erziehung und mögliche 
Unterstützungen. Der Kontakt zur Bevölkerung war 
bestimmt besser als in der heutigen Zeit, wenn mit 
dem Dienstauto gefahren wird, 
Mobiler wurde ich, als ich einen Dienst-Puch-Roller 
bekam. 
Das Gespräch mit Frau Christine Himmelbauer führten 
Ernst Lasinger und Franz Mühlehner 
Bearbeitet von Kons. Johann Kiesenhofer
	        
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