Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Der Pfarrhot 
pfründe. Der jeweilige Pfarrer durfte sie für seine 
Einkünfte nutzen. 
Nach dem letzten Krieg wurden die Landwirtschaf- 
ien bald aufgelassen, da sie kaum mehr Einkommen 
orachten. 
Der erste Pfarrhof, von dem die Chronik berichtet, 
‚ag, wie der jetzige, nördlich der Kirche und stamm- 
ie wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert. 
Beim Brand der Kirche, des Pfarrhofes und der 
>farrschule am 9. Oktober 1724 (siehe Pfarrkirche) 
verbrannte der Pfarrhof bis auf zwei Zimmer. 
Beim Wiederaufbau des Pfarrhofes im Jahr 1725 
wurde mit der unteren Stube, der „Mairstube“ be- 
gonnen. Ganz in der heutigen Form aufgebaut wurde 
er aber erst unter Pfarrer Preisinger. Pfarrer Schmid 
vehauptet, dass sich dieser „durch den soliden und 
zweckmäßigen Bau des Pfarrhofes den wärmsten 
Dank aller seiner Nachfolger verdient hätte und 
dass im ganzen Dekanat Pabneukirchen und Grein, 
sowie in der ganzen Umgebung kein Pfarrhof vor- 
zufinden sei, der dem hiesigen ebenbürtig wäre, 
noch weniger ihn übertreffen würde“. 
Pfarrer Franz Schmid verfasste 1886 in der Chronik 
eine ganz genaue Beschreibung des Pfarrhofes, 
des Wirtschaftsgebäudes und des Gartens: 
„Der Pfarrhof; sehr solid gemauert, hat 1 Stockwerk 
und ist seit dem Brande 1862 mit Ziegel gedeckt. 
Beim Eingang vom Kirchhofe her ist ein hölzernes 
Vorhäusl, vom Hofe herein ist eine steinerne Treppe 
und über der Tür ein Blechdach. Das Vorhaus zu 
ebener Erde ist gewölbt. Dieses Gewölbe stützt sich 
auf einen quadratischen Mittelpfeiler. Auf der Ost- 
seite ist eine geräumige, helle Sommerküche mit 
einem Sparherd, kupfernem Wasserschiff und eiser- 
nem Bratofen. In dieser mit Granit gepflasterten Kü- 
che befinden ‚sich der kleine Backofen und der 
Waschkessel. Anstoßend an die Küche befindet sich 
das Küchenzimmer, welches gewölbt ist und von den 
yeiblichen Dienstboten bewohnt wird. Von dem Kü- 
chenzimmer gelangt man in die so genannte ge- 
völbte Speisekammer, an welche sich noch 2 ganz 
eine, niedere Gewölbe anschließen. In der Küche 
selbst ist eine kleine Türe, welche in den Weinkeller 
hinabführt. Vom Vorhaus gelangt man in den Erd- 
äpfelkeller. An der Westseite des Vorhauses befindet 
sich das Gesindezimmer, vulgo Mairstube. Dieses ist 
mit einem Tramboden versehen. Hier befindet sich 
2in Sparherd mit einem kupfernen Schiff, 2 Bratöfen 
und seit dem Jahre 1862 mit der Mündung ins Vor- 
haus 2 gusseiserne Kessel für das Viehfutter. Hier 
wird im Winter gekocht und gegessen. Vom Vorhaus 
gelangt man in 2 Gewölbe, von denen das erste als 
Milchkeller, das zweite als Mostkeller benützt wird. 
Unter der Stiege befindet sich hinten ein kleiner, 
feuersicherer Raum, welcher für die ganz kleinen 
“rdäpfel benutzt wird. Das Vorhaus im oberen 
Stockwerk ist stukaturt und hat ein gemauertes Ge- 
länder. Vom Vorhaus führen 4 Türen in die ver- 
schiedenen Zimmer, deren 5 sind, nämlich das 
Kaplanzimmer, das Kapuziner-Stübl, das Gastzim- 
mer, das Tafelzimmer und das Wohnzimmer des 
Pfarrers. An das letzte stoßen 2 Kammern, wovon 
die erste Schlafkammer des Pfarrers ist im Sommer, 
die zweite als Pfarrarchiv verwendet wird. Sämtli- 
che Zimmer haben Stukaturdecken. Mittels einer 
gisernen Türe, welche nach dem Brande von 1862 
gemacht wurde, verschließt man den Aufgang in den 
Dachboden und den Getreidekasten. Eine steinerne, 
schmale Schneckenstiege führt hinauf. 
Westlich vom Pfarrhof steht das Wirtschaftsge- 
häude, welches ebenfalls seit 1862 mancherlei Ver- 
änderung durchgemacht hat. An den alten Friedhof 
(Kirchenplatz) stoßt der Kuhstall, welcher für 5 
Kühe berechnet ist. An den Kuhstall reiht sich die 
Graskammer, welche im Winter auch zur Aufbewah- 
rung der Winterstreu benützt wird. An die Gras- 
kammer schließt sich der Pferdestall für 2 Pferde. 
Vor dem Brande war der Pferdestall mit 3 Ständen 
versehen. Beide Stallungen sowie auch die Gras- 
kammer sind gewölbt und letztere mit Granit ge- 
opflastert. Im Kuhstall befinden sich 4 steinerne Bar- 
ren und ein hölzerner. Im Pferdestall befinden sich 
seit dem Brand 2 gusseiserne Heukörbe. Der Boden 
des Stalles ist mit gehackten Bäumen belegt wegen 
der Kälte im Winter. 
Unmittelbar an den Pferdestall schließt sich die Wa- 
genremise an, in welcher auch die Pferdegeschirre 
aufbewahrt werden. Sie hat eine kleine Bretterbühne 
zum Aufbewahren von Schlitten oder sonstigen Ge- 
rätschaften und ist mit Sturzläden überdeckt. Ober- 
halb der Stallungen und der Remise ist der Futter- 
und Schneideboden, zu welchem man von der Gras- 
kammer aus hinaufgelangt. Das ganze Wirtschafts- 
zebäude ist mit Ziegel eingedeckt. Zwischen dem 
Pfarrhof und dem Wirtschaftsgebäude befindet sich 
eine mit Schindel eingedeckte Hütte. Hier wird im 
Sommer die nötige Streu aufbewahrt und die Leiter- 
wägen und Ackerbau-Gerätschaften werden dort vor 
Regen und Schnee geschützt. An der Nordseite des 
Wirtschaftsgebäudes sind die Schweineställe ange- 
bracht in 4 Abteilungen. Über dem Schweinestall ist 
ein Dach von Schindeln. Unterhalb dieser Stallung 
ist die Düngerstätte, welche gegen den Markt und
	        
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