Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Das Leben ohne Strom und sonstigem Komfort 
Die Bearbeitungen der Werkstoffe Holz und Eisen 
sowie die Reparaturarbeiten sämtlicher Gerätschaf- 
ten erfolgten ausschließlich mit der Hand. 
Der Antrieb der wenigen landwirtschaftlichen Ma- 
schinen geschah entweder mit der Hand oder in sel- 
jenen Fällen mit dem „Göpel‘“. Das war eine Ein- 
fichtung, die von im Kreis gehenden Zugtieren an- 
getrieben wurde und die Kraft über eine Art Winkel- 
getriebe auf die jeweilige Maschine übertrug. 
Erst später kamen die Dampfmaschine und die 
Verbrennungsmotoren. Zumeist waren es Petro- 
.cummotoren oder Benzinmotoren, seltener Diesel- 
motoren. Elektromotoren kannte man lediglich vom 
Hörensagen. 
doch (siehe „Elektrifizierung‘‘). 
Teilweise wurde dieser Modernisierung starker Wi- 
derstand entgegengesetzt, meist jedoch mit Freude 
begrüßt. Bei den Leitungsanlagen mussten die Inte- 
ressenten mitarbeiten, um Kosten zu sparen. Meis- 
'ens hatten die Leute die Löcher für die Masten zu 
graben und diese zur Verfügung zu stellen. 
Bei den Hausinstallationen hieß es ebenfalls sparen. 
Nur die allernotwendigsten Anschlüsse, Schalter, 
Lampen oder Steckdosen ließ man installieren, um 
Grundgebühr zu sparen. Als Kraftanschluss für den 
Betrieb eines Elektromotors gab es in der Regel nur 
eine einzige Steckdose im ganzen Haus. 
Besonders für die Landwirtschaft und für die Ge- 
werbe- und Handwerksbetriebe bedeuteten elektri- 
scher Strom, Maschinen, Traktoren und all die ande- 
(en Geräte und Anlagen eine gewaltige Erleichte- 
rung bei der Arbeit. 
Heute sind wir 
vom elektrischen Strom abhängig 
Foto: Ing. Franz Rosinger 
Die Dampfmaschine brachte die industrielle Revolution 
Zu den Fortbewegungsmitteln ist Folgendes zu sa- 
gen: Einen Individualverkehr moderner Art gab es 
nur in Form des Fußmarsches. Nur ganz wenige und 
wohlhabende Bauern oder Bürger konnten sich den 
Luxus eines Pferdegespannes leisten. 
Der sonntägliche Gang zur Kirche geschah zu Fuß. 
Man hatte hierfür eigene Wege und Pfade. Der „Kir- 
chensteig‘“ war meistens zugleich der „Schüler- 
steig‘“. Im Winter bei hoher Schneelage war der 
Fußmarsch oftmals mühsam und anstrengend. 
Schülertransporte waren unbekannt. Die Schulkinder 
gingen zu Fuß. Wer als Kind im Winter bei 
verschneitem Steig mit der Schultasche auf dem 
Buckel von den bis zu zehn Kilometern entfernten 
auswärtigen Ortschaften nach Unterweißenbach in 
der Dunkelheit zur Schule ging und in der 
Dunkelheit wieder nach Hause kam, weiß, was dies 
gedeutet. 
„Wir kriegen das Licht‘, hieß es dann schließlich 
Letztendlich wurde der elektrische Strom auch von 
den anfänglichen Skeptikern als eine gute und nütz- 
liche Errungenschaft anerkannt. Heute ist ein Leben 
ohne Strom für viele Leute nicht mehr denkbar, ob- 
wohl der Strom nicht nur Segen gebracht hat. Auch 
das soll an dieser Stelle erwähnt werden. 
Denken wir doch an die Gefahren bei unsachgemä- 
ßem Umgang mit elektrischen Leitungen und Gerä- 
ten. Weiters machen vielen Menschen die laufenden 
Kosten und vor allem die Abhängigkeit von elektri- 
schem Strom zu schaffen. Manchmal erleben wir ja 
ınsere Hilflosigkeit, wenn der Strom nur für einige 
Stunden oder Tage durch Sturm- oder Schneeschä- 
den ausfällt. Wie empfindlich reagiert doch unser 
ganzes System auf einen simplen Stromausfall! An 
der Tankstelle stehen die Treibstoffpumpen still, der 
Bäcker kann kein Brot backen und an den Kassen 
der Supermärkte geraten die Kassiererinnen in Panik 
wegen der ausgefallenen Registrierkassen. Unsere 
Blektroherde bleiben kalt und die Kühlanlagen wer- 
len warm. 
Denken wir an die Stromleitungen, die das Land- 
schaftsbild arg verschandeln und nicht zuletzt an die 
Beeinträchtigungen der Umwelt, die durch den Bau 
von Kraftwerken manchmal auftreten. Besonders die 
fatalen Folgen von Störfällen in desolaten oder un- 
sachgemäß betriebenen Atomkraftwerken sollten 
uns zum Denken anregen, ehe wir gedankenlos den 
Schalter drehen. 
Verfasser: Haider Emmerich
	        
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