Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Die Zwischenkriegszeit 
1932 und 1933 
Nach zwei weiteren kurzlebigen Regierungen wurde 
im Mai 1932 der Christlichsoziale Engelbert Dollfuß 
Bundeskanzler. Durch eine internationale Anleihe 
(„Lausanner Anleihe‘) versuchte Dollfuß die Wirt- 
schaftskrise einzudämmen (er erhielt einen großen 
Völkerbundkredit). Im Parlament kam es über die 
vom Bundeskanzler abgegebene Anschlussver- 
zichtsgarantie zu heftigen Debatten, in Betrieben 
wurde gestreikt. 
Arbeitslose in OÖ: Februar 1933: 48 466, (1934: 
42.955, 1935: 40.161, 1936: 38.270) 
Die Ausschaltung des Parlaments 
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Am 4. März 1933 kam es im Nationalrat wegen deı 
Gültigkeit eines Stimmzettels (ein Tiroler Abgeord- 
neter hatte sich vertan) zu einer heftigen Debatte. 
Die Nationalratspräsidenten traten zurück (Dr. Ren- 
ner - Sozialdemokraten, Dr. Ramek - Christlichsozi- 
ale, Dr. Straffner - Großdeutsche), was zu einer 
Selbstausschaltung des Parlaments führte. 
Die Abgeordneten gingen auseinander, ohne dass 
die Sitzung formell geschlossen wurde. Der zuletzt 
zurückgetretene Präsident Straffner wollte am 15. 
März die Sitzung fortsetzen, was aber von der Re- 
gierung verhindert wurde. Die österreichische Re- 
gierung verhinderte die Wiedereinberufung des Na- 
tionalrates mit Polizeieinsatz. 
Die Politiker Österreichs, 
an das faschistische Italien angenähert, 
glaubten nun, einen autoritären Kurs 
einschlagen zu müssen. 
Die Regierung erließ Notverordnungen zur Führung 
der Staatsgeschäfte. Präsident Miklas, in privaten 
Äußerungen stets Gegner des autoritären Kurses, 
griff nicht ein. 
Am 31. März erfolgte die Auflösung des Schutz- 
gundes, die Heimwehr wurde als „Notpolizei‘“ je- 
doch belassen. Die bürgerlichen Grund- und Frei- 
aeitsrechte schränkte man ein; Wahlen und Parteien 
wurden verboten, politische Versammlungen unter- 
sagt, Pressezensur und die Todesstrafe wieder einge- 
führt. 
Nicht nur die Sozialdemokraten kamen in immer 
stärkeren Gegensatz zur Regierung, auch die Natio- 
nalsozialisten. Gestärkt durch die Machtergreifung 
Hitlers in Deutschland (30. Jänner1933), begannen 
sie den Kampf um die Macht. 
Die Tausend-Mark-Sperre 
Um den österreichischen Fremdenverkehr und damit 
die Volkswirtschaft zu treffen, verhängte Hitler die 
„Tausend-Mark-Sperre“ (für Reisen nach Österreich 
hatten Deutsche Staatsbürger 1000 Mark, das wären 
heute etwa 3.000 Euro, zu bezahlen). 
Die Regierung antwortete mit einem Verbot der 
NSDAP (19. Juni 1933), worauf die NSDAP den 
Terror weiter verstärkte. 
Dollfuß suchte Hilfe in Italien 
Gründung der „Vaterländischen Front“ 
Dollfuß suchte Hilfe in Italien (da weder Frankreich 
aoch England in der Lage und willens waren, ihm zu 
helfen). Mussolini forderte dafür die rasche Durch- 
setzung einer faschistischen Ordnung. Dollfuß 
wollte keine Nachahmung des italienischen Fa- 
schismus in Österreich, sein Ideal war eher der 
christliche Ständestaat, der an Stelle der Parteien 
berufsständische Organisationen setzen sollte. 
Die Gründung der „Vaterländischen Front“ (Mai 
1933) erfolgte aus diesen Gesichtspunkten. Diese 
Organisation sollte berufsständisches Denken und 
österreichische Gesinnung pflegen. 
Vaterländische Front 
Überparteiliche Organisation in Österreich in der Zeit des 
> Ständestaates zur Stärkung des Patriotismus; 1933 
von Bundeskanzler Dollfuß gegründet. Verbot aller geane- 
rischen Parteien ab 1934. 
Anhaltelager 
Um die Opposition auszuschalten, wurden soge- 
nannte „Anhaltelager“. errichtet. Per Verordnung 
wurde erlaubt, dass man „sicherheitsgefährliche 
Personen“ verhaften und ohne gerichtliches Verfah- 
ten in diese Lager einweisen durfte. 
Hitler errichtete etwa zur selben Zeit seine Konzen- 
trationslager; laut Hugo Portisch kann man diese 
nicht miteinander vergleichen, aber Anhaltelager 
widersprechen auf alle Fälle den Menschenrechtsbe- 
stimmungen.
	        
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