Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Die Zwischenkriegszeit 
Mandatsverteilung: 
Christlichsoziale 28, Sozialdemokraten 15, Natio- 
naler Wirtschaftsblock plus Landbund 5. National- 
sozialsten erhalten 15.800 Stimmen (3,45 Prozent), 
Starhembergs Heimatblock (Heimwehr) kommt auf 
18.802 Stimmen (4.11 Prozent). 
Pfarrchronik Unterweißenbach: 
„837 christliche Stimmen. Das Ergebnis wäre sicher 
noch besser gewesen, wenn der beliebte Abgeord- 
nete Rockenschaub von Kaltenberg an besserer 
Stelle aufgestellt worden wäre.‘ 
* Pfarrchronik Unterweißenbach, S. 87 
Lehr. 2004, S. 331 
in der Zeitschrift Heimatgaue (12. Jahrgang, Heft 1) aus dem Jahr 1931 
berichtet ein Volkskundler über das Wesen des unteren Mühlviertlers. 
In seinem Beitrag zu den Bausteinen zur Heimatkunde hebt Franz Angerer 
die positiven wie negativen Seiten der Bevölkerung hervor. 
Auch wenn die Beobachtungen aus heutiger Sicht seltsam anmuten, 
vielleicht identifiziert sich der eine oder andere mit ein paar Passagen dieses Sittenbildes. 
Angerer Franz, Vom Volkscharakter des unteren Mühlviertles, In: Heimatgaue, 12. Jahrgang, 1. Heft, 1931 
Die Abstammung, die Landschaft und 
das historische Untertanenverhältnis 
bestimmen den Charakter 
der Menschen des unteren Mühlviertels. 
Viele Ortsnamen weisen auf slawische Sied- 
lungen hin, welche dann von den Bajuwaren 
umbenannt worden sind. Überregionale Be- 
kanntheit haben die vielen Burgen und Ruinen 
in dieser Gegend, alleine im Bezirk Perg gibt es 
52 adelige Sitze. 
„Der Bauer im unteren Mühlviertel verlangt von 
seinem Schneider, dass er den Anzug gut und 
dauerhaft mache; Schönheit ist ihm Nebensa- 
che. Für die Frauen ist charakteristisch ein 
weißes Kopftuch, das auch an Sonntagen ge- 
tragen wird.“ 
Darüber hinaus ist die innige Religiosität auffäl- 
lig. Uneheliche Geburten gelten als Schande, 
unverzügliche Eheschließungen sind bei auf- 
tretenden Fällen die Folge. 
„Obwohl der Bauer im unteren Mühlviertel fi- 
nanziell nicht glänzend gestellt ist, ist er im All- 
gemeinen nicht geizig oder filzig.“ Ihm wird da- 
gegen Freigiebigkeit und Gastfreundschaft 
nachgesagt. Wenngleich Hochzeiten nicht den 
Prunk jener des Innviertels erreichen, steht der 
Hochzeitsschmaus im Mühlviertel jenen um 
nichts nach. 
Charakteristisch für den unteren Mühlviertler ist 
auch sein weiches Herz. „Bei traurigen Ereig- 
nissen wie Sterbefällen sieht man nicht selter 
auch in den Augen der Männer Tränen.“ Wei- 
ters hervorzuheben sind die große Arbeitssam- 
keit und das freundliche Wesen. 
Zu den negativen Eigenschaften des unteren 
Mühlviertlers zählen eine gewisse Unaufrichtig- 
keit bei den Menschen — und zwar jeden Alters, 
genauso wie seine Bildungsscheu. Die Volks- 
schule betrachtet er eher als Last denn als 
Wohltat. Ebenso als verwerflich wird die Ärzte- 
scheu betrachtet - „man ruft den Arzt manches 
Mal erst in der 12. Stunde”. 
Das Fehlen eines gewissen Ordnungssinnes 
führt der Beobachter von einer mangelnden 
Zeiteinteilung her. Die unterschiedliche Ein- 
nahme der Hauptmahlzeiten und die Unregel- 
mäßigkeit bezüglich der Arbeitseinteilung bele- 
gen dies („der untere Mühlviertler arbeitet man- 
ches Mal bis spät in die Nacht hinein, was sich 
bei einer guten Zeiteinteilung vermeiden ließe“). 
Fremde beobachteten auch eine Gedrücktheit 
des Wesens, man kann nicht dieselbe Lebens- 
freude wie beim „Landler“ oder dem Innviertler 
erkennen. „Deshalb hört man im unteren Mühl- 
viertel verhältnismäßig wenig singen.“ 
Abschließend wird noch bemerkt: „... wenn er 
auch [der Mühlviertler] seine Schattenseiten 
hat, so erhellt doch, dass hier ein ursprüngli- 
ches Volkstum haust, welches innerlich gesund 
und lebensstark ist. Und das ist die Hauptsa- 
che.“
	        
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